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Weihnachtsmarkt der besonderen Art

Aussteller aus ganz Deutschland auf Gut Böckel - Exklusive Angebote und viel Musik

Von Marold Osterkamp (Text) und Jörn Hannemann (Fotos)
Rödinghausen-Bünde (BZ). 17 Familienmitglieder und viele Helfer sind im Einsatz, Aussteller aus ganz Deutschland zeigen ihr außergewöhnliches Angebot. Der Weihnachtsmarkt der Familien Lange, Leffers und Oeynhausen auf Gut Böckel gehört zu den schönsten in der Region. Wer das Besondere liebt, ist hier richtig.

Weihnachtlich leuchtet das Gut, wenn es beginnt, dunkel zu werden. Fackeln brennen, Lichtkünstler tauchen das historische Gebäude in warme Farben.
Der Weg führt zunächst am Schlittenmuseum vorbei. Hier hat Horst-August Bollweg viele Exponate aus seiner großen Sammlung historischer Schlitten ausgestellt. Mit Musik aus dem Film »Dr. Schiwago« kann sich der Besucher aufmachen in eine andere Zeit, sieht edle Schlitten zur Ausfahrt, Lastschlitten und ganz winzige für die Kinder. Seit 40 Jahren sammelt Bollweg und besitzt inzwischen mehr als 170 Exponate. Gern erzählt er über die interessante Geschichte des Schlittens. »Ich freue mich, dass die Familie Leffers es mir hier ermöglicht, die Schlitten zu zeigen«, erzählt er.
Im Haferhaus wird es weihnachtlich. Aloysius Brüggemann aus Wadersloh zeigt Krippen aus Eiche, die er mit großer Akribie gefertigt hat. »Erst war es nur ein Hobby, doch dann ist mehr daraus geworden«, freut er sich über den Erfolg. Wer Käse aus Österreich mag, Terracotta und Keramik oder die Holzobjekte von Siegfried Schreiber aus Vaihingen wird sicher fündig. Schreiber war auch im vergangenen Jahr schon auf Böckel und zeigt außergewöhnliche Holzarbeiten von einer erstaunlichen Leichtigkeit. Ein Portrait von Hertha Koenig, die die Atmosphäre des Gutes geprägt hat, hängt über dem Bücherstand von Günter Butkus (Pendragon-Verlag). Er stellt die Werkausgabe der Schriftstellerin vor.
Vom Haferhaus geht es ins Roggenhaus, wo am Stand vom Obsthof Otte heißer Apfelpunsch, Waffeln oder leckere Marmeladen zum Probieren einladen. Zeitlose Mode steht im Schloss im Mittelpunkt. Der Weg führt über hölzerne Treppen nach oben.
Aus Frankreich holt Manfred Wienekamp seine Mistelzweige, die er auf dem Teichhof anbietet. Sie sind heute selten geworden und stehen bei uns zum Teil unter Naturschutz. Die Kälte dort draußen macht ihm nichts aus, »daran habe ich mich gewöhnt«.
Warm ist es im ehemaligen Kuhstall, wo die Post gleich rechts ein Sonderpostamt eingerichtet hat. Dort gibt es wie in jedem Jahr den Böckel-Stempel - eine philatelistische Rarität, die nur während des Weihnachtsmarktes erhältlich ist. Der Stollen der Brückefrauen aus Dresden gehört hier ebenso zum Angebot wie Wein, Spielzeug oder die antiken Steiff-Teddybären von Markus Hölmer. »Sir Henry« heißt das wohl wertvollste Stück der Sammlung. Es ist ein großer Bär, hergestellt im Jahre 1915 und so gut wie neu. »Niemand hat früher mit ihm gespielt.«
Zum zweitenmal ist Gräfin Adelaide von Faber-Castell auf Gut Böckel zu Gast. Sie stellt handgefertigte Lackarbeiten aus Burma vor, eine alte Kunst, die langsam verloren geht und »es verdient, bewahrt zu werden«. Burma leide nicht nur unter der Militärdiktatur, sondern auch unter dem Handelsboykott. Gräfin Adelaide von Faber-Castell versucht seit Jahren, zu helfen und hat Erfolg. Die Handwerker erlangen immer mehr Anerkennung. Der Erlös kommt ihnen zugute. Alles ist Handarbeit, die Glasur wird in einem sehr aufwändigen Verfahren aufgetragen. Viele weitere Stände laden zum Verweilen ein, ein Stallbistro sorgt für Köstlichkeiten aus der Küche.
Der Weihnachtsmarkt auf Gut Böckel ist wie immer liebevoll und mit viel Herz gestaltet und bietet eine originelle Auswahl an Geschenken, die es nicht überall gibt. Die beiden Künstler auf Gut Böckel, Pia Filliger-Nolte (Artwear) und Erhard Nolte (Schmuck), öffnen ihre Werkstätten, der spanische Bildhauer Enrique Asensi, der schon im vorigen Jahr dabei war, hat neue Skulpturen mitgebracht.
Das umfangreiche Rahmenprogramm stimmt mit viel Musik auf die bevorstehende Weihnachtszeit ein. In der Kapelle wird zur Harfe gemeinsam gesungen. Zwar ist »Weihnachten im Stall« in jedem Jahr ein wenig größer geworden, der Markt ist aber immer noch überschaubar und (fast) familiär.
Öffnungszeiten: Samstag von 11 bis 20 Uhr und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.

Artikel vom 27.11.2004