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Bauern werben
für Qualität

Appell an Verbraucher im Advent

Oberbauerschaft/Kreis Minden-Lübbecke (ber). Kaum zu glauben: Während ein deutscher Vierpersonenhaushalt 1980 noch 25 Prozent seines Einkommens für Nahrungsmittel ausgab, waren es im vergangenen Jahr nur noch elf Prozent. »Geiz ist geil«, sagt die Werbung. »Geiz hat seine Grenzen«, hält Karl-Heinz Becker, Landwirt und Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbands, dagegen: Nämlich dort, wo er die Sicherheit und Qualität von Nahrungsmitteln gefährde.

Besonders die Lockangebote der großen Discounter, die manchmal unter dem Erzeugerpreis der Höfe liegen, sind den Landwirten ein Dorn im Auge. Dagegen hat es auch schon Demonstrationen gegeben. In den Wochen vor Weihnachten wollen sich die heimischen Bauern in Zusammenarbeit mit der CMA (Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft) und dem Verein »Westfälisch genießen« aber gezielt an die Verbraucher wenden und für die Qualität ihrer in der unmittelbaren Nähe erzeugten Produkte werben.
Die Aktion heißt »Lebensmittel sind mehr wert« und ist im Kreis Minden-Lübbecke in Zusammenarbeit mit sieben direktvermarktenden Bauernhöfen gestartet. Weitere können hinzustoßen, doch reichen die aufwändig gemachten Werbemittel nicht für jeden Betrieb. Becker: »Wir wollen jedes Jahr Schwerpunkte setzen.«
Gastgeber war gestern der Hof Oevermann, der vor etwa zehn Jahren über das Angebot von Tannenbäumen mit der Direktvermarktung startete. Inzwischen gibt es einen freundlich gestalteten Hofladen, in dem Wurst und Fleisch aus eigener Herstellung ebenso angeboten werden wie hausgemachte Marmeladen und in Zusammenarbeit mit anderen Landwirten viele Produkte mehr. Auch einen Party-Service betreibt das Ehepaar von seinem Hof an der Oberbauerschafter Straße 53 aus. In der Adventszeit geht es mit dem Planwagen in die Schonung, wo der Weihnachtsbaum selbst ausgesucht werden kann. Die Oevermanns sind also findig und suchen nach neuen Wegen der Direktvermarktung. Und sogar beim Preis können sie mithalten, meint Eckhard Oevermann: »Viele so genannte Angebote der Discounter sind nämlich gar nicht so billig.«
Doch die heimische Landwirtschaft gerät zunehmend unter Druck und appelliert an die Verbraucher, beim Einkauf darauf zu achten, dass Milch, Butter oder Fleisch nicht verramscht werden. Heimische Landwirte leisteten ihren Beitrag zum Verbraucherschutz, kümmerten sich um Umwelt und Tierschutz und sicherten den Erhalt der heimischen Kulturlandschaft mit Feldern, Wiesen und Weiden. Deshalb lohne es sich auch für die Einkäufer zu berücksichtigen, aus welcher Region ihre Nahrungsmittel stammten.
Darauf sollen die Käufer an der Ladentheke besonders aufmerksam gemacht werden, mit Plakaten, Handzetteln, CMA-Rezeptheften und einem Gewinnspiel: Der Verein »Westfälisch genießen« lädt die Gewinner der Aktion zu einem westfälischen Schlemmermahl ein. Als weitere Preise winken ein »westfälisches Schatzkästchen« gefüllt mit Spezialitäten aus der Region.
Die heimischen Landwirte starten aber auch andere Aktionen, um für mehr Bewusstsein bei Verbrauchern zu sorgen: So lobt Beckers Stellvertreter Hermann Holzmeier zum Beispiel die gute Zusammenarbeit mit der Gesamtschule Hüllhorst, die immer wieder Betriebsbesichtigungen unternimmt, aber auch für alle Fünft- und Sechstklässler Unterricht im Kochen anbietet. Auf großes Interesse stoßen auch die neuen Haushaltskurse, die die Landfrauen im Rahmen des Projektes »FaBiAn« (steht für: Familienbildung Anno 2002) in der neuen Versuchsküche in Haus Reineberg anbieten.

Artikel vom 26.11.2004