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Aquaplan-Betrug: Aktionäre wollen ihr Geld zurück

Vier Klagen bereits entschieden

Von Hubertus Hartmann
Delbrück/Paderborn (WV). Es war die Zeit des überbordenden Börsenwahnsinns, als auch die Firma Aquaplan ihre »Wertpapiere« auf den Markt brachte. Zahlreiche Kleinanleger fielen darauf herein und verloren ihr Geld - nach Schätzung des Münchner Anwalts Klaus Rotter insgesamt rund fünf Millionen Euro. Der Skandal um das Delbrücker Unternehmen liegt zwar schon einige Jahre zurück, doch noch heute beschäftigt er die Gerichte. Geprellte Aktienbesitzer haben Aquaplan-Gründer und -Vorstand Uwe S. (54) auf Schadenersatz verklagt.

Einer von ihnen ist der 64-jährige Rudi G. aus Goch am Niederrhein. Er hatte von der scheinbar bahnbrechenden Technologie gelesen, Shrimps und Meeresfische in Binnenland-Becken zu züchten. »Das Konzept hat mich überzeugt, und ich habe gutgläubig in das Unternehmen investiert«, erzählt der Rentner. Anfang 1999 erstand Rudi G. für 6 500 Euro 1 250 Anteilsscheine an Aquaplan.
Um die hohen Hürden der Zulassung an der Deutschen Börse zu umgehen, hatte Uwe S. sein Unternehmen in eine nur noch dem Namen nach existierende US-Firma eingebracht, die am so genannten OTC Bullentin Board der US-Technologiebörse Nasdaq notiert war und die Papiere wenig später unter dem Titel »Biotechnologie aus Deutschland« in den Berliner Freiverkehr eingeführt. Dort wurden damals rund 7 000, darunter zahllose skurrile und exotische Titel gehandelt.
Von umgerechnet 6,50 stiegt die Aktie bald auf über acht Euro, um dann allerdings ganz schnell heftig abzustürzen. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass Aquaplans Börsenwert von rund 550 Millionen Euro völlig irreal und weit überzogen war. Als dann auch noch bekannt wurde, dass es sich bei den Shrimps-Zuchten um Lug und Trug handelte, Uwe S. Anfang 2000 verhaftet wurde und sein Unternehmen Insolvenz anmelden musste, stürzte der Aktienkurs ins Bodenlose. Der von dem eloquenten Ingenieur für angewandte Systemtheorie angerichtete Schaden belief sich auf etwa 20 Millionen Euro. Er wurde am 22. November 2000 wegen Betruges und Subventionsbetruges zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, kam aber schon nach zwei Jahren wieder auf freiem Fuß.
Die Seifenblase Aquaplan ist geplatzt, die Aktien des Unternehmens sind praktisch wertlos. Sämtliche Kläger haben ihre Schadenersatzprozesse bislang gewonnen. Auch Rudi G. - dass er von Uwe S. allerdings jemals Geld bekommt, erscheint eher unwahrscheinlich. In bislang vier Verfahren hat die Paderborner Richterin Marietheres Schilling betrogenen Aquaplan-Aktionären insgesamt knapp 30 000 Euro zugesprochen.
LG Paderborn, Az.: 2 O 405/03 ER

Artikel vom 26.11.2004