27.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Frank Spiegel

Höxteraner
Aspekte

Bürgersinn


Dass die öffentlichen Kassen landauf landab leer sind, ist kein Geheimnis, Êgroße Sprünge kann da keine Kommune mehr machen - sollte man meinen. Dass sich mit Bürgersinn und Pfiffigkeit dennoch eine ganze Menge auf die Beine stellen lässt, hat Brakel in diesem Jahr bewiesen. 1175 Jahre Brakel und 775 Jahre Stadtrechte galt es zu feiern, Geld aus dem Stadtsäckel sollte allerdings möglichst nicht ausgegeben werden.
Was unmöglich scheint, ist jedoch gelungen. Brakel hat ein Stadtjubiläum gefeiert, das seinesgleichen sucht. Die Idee, nicht ein großes Jubiläumswochenende zu feiern mit Festumzug und Festvortrag, sondern ein Jahr lang das Jubiläum zu begehen, stieß nicht überall auf Gegenliebe. Zugegeben: Auf den ersten Blick mutete es schon etwas seltsam an, alljährliche Top-Veranstaltungen wie den Annentag oder das Schützenfest plötzlich im Jubiläumsprogramm auftauchen zu sehen. Im Nachhinein müssen aber selbst die Kritiker zugeben: Es war ein besonderes Schützenfest dank des Bezirksschützenfestes, es war ein besonderer Annentag mit den Heißluftballonstarts, es war ein Jubiläumsjahr voller großer und kleiner Höhepunkte.
Ob Sport oder Kultur, Tradition oder Moderne -Ê wer nicht bei mindestens einer der Jubiläumsveranstaltungen auf seine Kosten gekommen ist, war vermutlich seit März außer Landes. Viele andere werden sich an den grandiosen Auftakt mit dem Projektchor und dem Orchester erinnern, an das Konzert »Darf ich bitten« des Sängerkreis-Chores, an den Westfälischen Hansetag, an das Reitturnier »Sudheim Outdoors«, an die genialen französischen Kulturtage »Vive la France«, an das Kreisfest, an den Kultur- und Bauernmarkt in Bökendorf, an die Aktion »Ab in die Mitte« und an die rundum gelungene Abschlussveranstaltung. Und auch nach dem offiziellen Abschluss ging es weiter: Am vergangenen Sonntag sang der Madrigalchor Brakel in der Pfarrkirche der Nethestadt den »Messias» von Händel, vor der Tür steht der Nikolausmarkt.
Anstatt sich für viel Geld kostspielige Programmpunkte einzukaufen, haben die Brakeler selbst angepackt und dafür gesorgt, dass dieses Jahr für sie ein besonderes wurde. Viel uneigennütziges Engagement steckt dahinter. Und auch die Wirtschaft und viele private Spender haben in die Geldbörse gegriffen und für notwendige Sonderausgaben zum Jubiläum gespendet -Êso viel, dass schließlich mehr Geld da war, als für das Jubiläum benötigt wurde.
Diesen Bürgersinn, diese Bereitschaft, sich uneigennützig für etwas einzusetzen, das einem am Herzen liegt, sollte Schule machen. Die Brakeler haben in diesem Jahr gezeigt, was sich gemeinsam erreichen lässt. Bürgerinnen und Bürger haben sich hier ebenso flexibel und risikobereit gezeigt wie die Verwaltung -Êund es hat sich gelohnt.

Artikel vom 27.11.2004