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Restaurieren, colorieren, entstauben

Im »namu« beschäftigt sich ein Präparator mit Adler, Zilpzap und Co.


Von Burgit Hörttrich und
Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Dem Fuchs waren die Ohren abgebrochen, der Steinadler war völlig verstaubt, die Augen stumpf, die Füße farblos. Holger Boden »operierte«, colorierte, restaurierte. Boden ist Präparator und arbeitet auf dem Dachboden des Spiegelschen Hofes für das »namu« (Museum Natur-Mensch-Umwelt). Allerdings nur vier Monate lang - am 31. Dezember ist Schluss. Die REGE (gemeinnützige Regionale Personalentwicklungsgesellschaft mbH) ermöglichte Holger Bodens Einsatz, der namu-Förderverein ist der Träger. Dessen Vorsitzender Dr. Godehard Franzen wünscht sich, Boden weiter beschäftigen zu können: »Arbeit für einen Präparator gibt es hier wahrlich genug.«
Dem kann Museumschefin Dr. Isolde Wrazidlo nur beipflichten: In Stahlschränken lagern rund 650 Vogel-Präparate - von A wie Amsel bis Z wie Zilpzap oder vom winzigen Kolibri bis zum mächtigen Mönchsgeier, dazu kommen Säugetiere wie eben der Fuchs, Rehe, Frischlinge, Mäuse, Hasen, selbst ein Stachelschwein gibt es. »Die Präparate stammen zum Teil aus der Gründungszeit des Museums vor 98 Jahren,« betont Isolde Wrazidlo. Sie staubsicher aufzubewahren ist schwierig, ein Teil der Vögel war auf Dachböden von Schulen ausgelagert, überstand dort den Krieg - oft mit »Blessuren«. Holger Boden arbeitet mit Pinseln verschiedener Stärken, mit Zahnbürsten, Zangen, Schere, Farbe, auf seinem Arbeitstisch liegen diverse Fachbücher über Vogelarten wie Wendehals oder Grasmücke, Raubwürger oder Waldschnepfe. »Einige der Vögel müssten komplett neu aufgearbeitet werden,« betont er, »ihre Körper bestehen aus Torf oder Watte.«
Das namu besitzt Exoten und heimische Vögel, die heute geschützt sind und nur zu Lehr- und Forschungszwecken präpariert werden dürfen - auch, wenn sie tot gefunden werden, nachdem sie zum Beispiel gegen eine Scheibe geflogen sind. Isolde Wrazidlo: »Gelegentlich bekommen wir tote Vögel. Wollen wir sie präparieren lassen, benötigen wir eine Bescheinigung.« Das gelte auch für heimische Singvögel. Eigentlich müssten die Präparate, die für Sonderausstellungen wie demnächst die über »Wald-Menschen«, oder die künftige Dauerausstellung regelmäßig benötigt werden, »dauerhaft betreut« werden, so Franzen: »Ich hoffe, dass das machbar sein wird. Mit Holger Boden hätten wir einen Fachmann gefunden.«

Artikel vom 25.11.2004