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Kunst aus dem Automaten ziehen

Galerie Grabenheinrich feiert 25-jähriges Bestehen mit besonderer Aktion

Von Michael Delker
Gütersloh (WB). Als in der Galerie Grabenheinrich plötzlich ein alter Zigarettenautomat stand, schauten die Kunden erst verwundert. Die Auflösung des Rätsels können sie am kommenden Samstag, 27. November, in Augenschein nehmen, wenn Horst Grabenheinrich das 25-jährige Bestehen seines Unternehmens in der Kökerstraße feiert.

Horst Grabenheinrich nimmt fünf Euro, wirft sie in den Münzschacht und zieht die kleine Schublade auf. Rauchwaren kommen nicht zum Vorschein. Vielmehr hält der 59-Jährige ein kleines Kunstwerk in Händen. »Das soll kein Gag sein«, sagt der Gütersloher, »sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Kunst. Jedes Werk ist ein Unikat.«
Um beim Firmenjubiläum nicht nur auf die Unternehmensgeschichte und vergangene Ausstellungen zurückzuschauen, hat sich Grabenheinrich die Aktion »Kunst aus dem Automaten« ausgedacht. Im Vorfeld verschickte er 100 weiße Pappschachteln und ließ sie von bekannten Künstlern bearbeiten. Wer das Werk schuf, erfährt der Käufer erst, wenn er die Schachtel aus dem Automaten gezogen hat. »Der Überraschungseffekt war mir wichtig«, sagt Horst Grabenheinrich. In jeder Schachtel befindet sich eine Kurzbiografie.
Zwar müssen nur fünf Euro in den Automaten geworfen werden, doch insgesamt kosten die kleinen Kunstwerke 25 Euro und mit passendem Rahmen 45 Euro. Der Galerist kann sich vorstellen, die Aktion auszuweiten und Automaten auch in edlen Hotels oder Museen aufzustellen. »Beim Tag der offenen Tür am Samstag ist der Probelauf«, erklärt der 59-Jährige.
Die Ursprünge des Unternehmens reichen zurück bis in das Jahr 1932. Horst Grabenheinrich übernahm die Buchbinderei und Bildrahmung 1979 von Leonhard Riggert und integrierte den Kunsthandel in das Geschäft. Ein gleitender Übergang. Bereits als 13-Jähriger war er dort zur Lehre gegangen und hatte den Beruf des Buchbinders gelernt. »Ich hatte an meinem Arbeitsplatz viel mit Kunst zu tun, deshalb sprang der Funke schnell über«, erinnert sich Horst Grabenheinrich, der das Geschäft mit seiner Frau Magdalene führt und zwei Mitarbeiterinnen beschäftigt hat. 1989 eröffnete er die Galerie neben dem Stadtmuseum, in der Einzelausstellungen, Werkstattgespräche und Kunstaktionen stattfinden. Unter anderem war Grabenheinrich an den Projekten »Kunst zum Anfassen«, »Fabelpfad Dalke« und »Kunst statt Pömpel« maßgeblich beteiligt.

Artikel vom 25.11.2004