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Eine Behandlung mit
großem Lacherfolg

Doktor Strathmann dozierte als Jupp, »Gesundheitsbeauftragter bei uns im Kleingartenverein«.

Doktor Strathmann begeistert vor ausverkauftem Haus

Von Stefan Wolff (Text und Foto)
Herford (HK). »Als ich heute übers Land nach Herford fuhr, habe ich mir gesagt, die Menschen hier werden den Humor aus dem Revier verstehen.« Mit dieser Einschätzung sollte Doktor Strathmann recht behalten. Am Ende seines Auftrittes versprach er dem begeisterten Publikum im ausverkauften Theater: »Wenn mein neues Programm fertigt ist, werde ich wieder nach Herford kommen.«

Zwei Stunden lang hatte der Kabarettist, der bis vor zwei Jahren noch als Arzt praktizierte, seine Zuhörer als Hausmeister Jupp mit seinen humorvollen und bisweilen derben Erzählungen von den Wehwehchen und Psychosen seines Bottropers Anhangs aufs Köstlichste unterhalten und als Dr. Strathmann mit seinem hintersinnigen Diätvortrag amüsiert.
Dabei begann das Programm »Hauptsache nich fettich . . .« mit großer Verspätung, denn Dr. Strathmann war einfach nicht aufzufinden. Doch zum Glück gab es Hausmeister Jupp, der die Bühne noch aufräumen und dabei das Publikum auf die Verspätung vorbereiten sollte. Dabei beließ er es jedoch nicht, denn als »Gesundheitsbeauftragter bei uns im Kleingartenverein« konnte er beim Thema Medizin mitreden. Besonders Kuren hatten es ihm angetan. Neidvoll berichtete der Hausmeister von Nachbar Norbert, der alle drei Jahre mit der ganzen Familie zur Kur ans Schwarze Meer fährt. Bei ihm dagegen habe es nur für eine Kur in der Eifel gereicht, die ihn wenig begeisterte: »Geh mich weg mit die Eifel. Wo keine Sonne scheint, gibt es auch keinen Schatten«, hatte er feststellen müssen. Stattdessen nur fünf Rentner aus Herne, mit denen er das Zimmer teilen musste.
Eindrucksvoll schilderte er auch das Schicksal von Karl Koslowski, durch dessen Körper die Splitter einer russischen Granate wandern. Auch seine bessere Hälfte, »die Inge, meine Frau, ihr Körper«, beschrieb er seinen Zuhörern mit wenig liebevollen, dafür um so drastischeren Worten. Denn seit 20 Jahren hat er sie kaum noch angeguckt. Erst als sie ankündigt, den Bausparvertrag für eine Schönheitsoperation zu verwenden, richtet Jupp seinen Blick wieder auf sie.
Als dann endlich Dr. Strathmann auftrat, ging es ihm in erster Linie darum, seinen Zuhörer den richtigen Umgang mit Ärzten beizubringen. Denn ein Patient kann vieles falsch machen. Beispielsweise noch vor dem Ende der Behandlung als »medizinischer Deserteur« sterben oder, was noch schlimmer ist, gesund werden. »Geben Sie dem Arzt immer das Gefühl, die Diagnose selbst gestellt zu haben«, lautete ein weiterer Tipp des Arztes, der von seinen Zuhörern und Patienten ohnehin mehr Unterwürfigkeit erwartete. Die Behandlung durch Dr. Strathmann bekam den Zuhörern trotzdem bestens, denn Lachen ist ja bekanntlich die beste Medizin und die gab's reichlich.

Artikel vom 25.11.2004