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Die neue Leichtigkeit des
Sehens ist Hochtechnologie

Edle Materialien, modernes Design, perfekte Verarbeitung

Obwohl die Brillenhersteller mit Hightech-Materialien den Grundstein für höchsten Tragekomfort legen - der Feinschliff ist Sache des Optikers.
Aufwändige Kupferlegierungen, federnder Edelstahl und flexibles Titan: der Stoff, aus dem komfortable Brillen sind.

»Bei kaum einem anderen Gegenstand müssen Form und Funktion so perfekt ineinander greifen wie bei der Brille«, sagt Heinz Pellert, Leiter der Design- und Produktentwicklung bei Rodenstock in München. Das Geheimnis komfortabler Fassungen liege in der Flexibilität der Bauteile untereinander. Aufwändige Kupferlegierungen, federnder Edelstahl und hoch flexibles Titan sind die Werkstoffe, mit denen die Kreativen in Pellerts Entwicklungsteam den Anforderungen begegnen.
Nur hochwertige Materialien, inklusive des dazugehörigen Fertigungs-Know-hows erzielen die sorgsam abgestimmte Elastizität einer Brillenfassung, die zum spontanen Wohlgefühl führt. »Wie ein weicher Wollpulli oder passgenaue Lederhandschuhe«, erläutert Pellert. Bei Kunststoff-Fassungen arbeiten die Techniker mit reduzierten Querschnitten, Metall-Inlays und Röhrenstrukturen, um ähnliche Effekte zu erzielen.
Ein weiterer entscheidender Aspekt beim Tragekomfort ist das Gewicht. Hier stößt die Brillenindustrie allerdings an eine natürliche Grenze. Die leichtesten Fassungen aus Titan bringen nur noch zwei bis drei Gramm auf die Briefwaage, ein weiteres Abspecken ist kaum noch sinnvoll. Dafür rücken beim Gewicht die Gläser in den Vordergrund, wie Maik Hartung, Leiter des Produktmanagements Brillenglas bei Carl Zeiss erklärt: »Gläser aus Kunststoff sind leichter als Mineralglas, können aber auch leichter verkratzen. Hier ist Glas nach wie vor der Maßstab, auch wenn sich bei den Kunststoffen in der Materialforschung viel tut.«
Neue Beschichtungen machen Kunststoffgläser mittlerweile annähernd so hart wie Glas. »Wir haben eine Beschichtung entwickelt, die sich den Lotus-Effekt zunutze macht und Feuchtigkeit vom Brillenglas leichter abperlen lässt«, sagt Hartung. Wie leistungsfähig die Beschichtung ist, zeigt der Extremtest mit einem Edding-Stift. Die Farbe bleibt auf dem Glas nicht haften, sondern läuft als kleines Rinnsal ab. Auch im Alltag, so verspricht der Hersteller, soll das Brilleputzen wesentlich einfacher werden.
Doch ist das Fliegengewicht mit LotuTec-Kunststoff-Glas tatsächlich bequemer? Das komme auf den Anwendungszweck der Brille an, sagt Hartung. »Es macht einen Unterschied, ob ich eine Brille für die Bildschirmarbeit, fürs Autofahren oder eine Lesebrille brauche«, so Hartung, und bemüht - Stichwort 'Nasenfahrrad' - eine nette Analogie: »Für die Tour de France gibt es die ultraleichte Rennmaschine, das Mountain-Bike für's Gelände, für die Stadt das City-Rad und für die Radwanderung die Düne entlang das Holland-Rad.« Gleiches gilt für die Brille.
Eine Fassung der Lesebrille darf ruhig etwas schwerer sein als eine Brille für einen Kurzsichtigen. Die Lesebrille hat man ja nicht ständig vor Augen. Überdies hat eine Lesebrille in der Regel auch kleinere Glasflächen, ist damit automatisch leichter. Optimale Sportbrillen oder Brillen für Motorradfahrer müssen vor allem kompakt und robust sein, Alltagsbrillen eher leicht und bequem.
Gibt es sie nun, die ideale Brille? Expertentypisch antworten Heinz Pellert und Maik Hartung mit einem klaren Jein. Hartung: »Es gibt theoretisch für jeden Menschen die Brille, mit der er genau die Sehkorrektur erreicht, die er braucht. Aber die beste Brille ist immer nur die beste für eine bestimmte Situation und kann in anderen Fällen weniger gut geeignet sein. Um die Balance zu finden, sollte sich jeder Brillenträger ausführlich vom Optiker beraten lassen.« Und Heinz Pellert ergänzt: »Tragekomfort ist ein sehr individuelles Gefühl. Ich muss mich schließlich mit meiner Brille wohlfühlen - und das ist nicht ausschließlich von technischen Details abhängig, sondern von meinem eigenen Geschmack.« KGS

Artikel vom 14.01.2005