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Kreis ist ein demografischer Sieger

Bevölkerung wird bis 2020 auf 371 000 Einwohner steigen - neue Altersstruktur

Von Stephan Rechlin
(Text, Fotos und Grafiken)
Kreis Gütersloh (WB). Die gute Nachricht zuerst: Der Kreis Gütersloh wird zu den demografischen Gewinnern der kommenden 16 Jahre zählen. Vom Jahr 2013 an wird er der größte Kreis in Ostwestfalen-Lippe sein. Mit 371 000 Einwohnern werden im Jahre 2020 hier mehr Menschen als in den Kreisen Lippe und Paderborn leben, den bisherigen Spitzenreitern.

Die gute Nachricht hat aber auch eine Kehrseite, die Dr. Hans-Joachim Keil von der Bezirksregierung den Teilnehmern einer Fachtagung zum demografischen Wandel im Kreis Gütersloh nicht verheimlichte. Mit dem Wachstum der Bevölkerung ändere sich auch deren Altersstruktur. Das habe, je nach Altersgruppe, ganz verschiedene Auswirkungen.
Beispiel Kinder, die zwischen drei und sechs Jahre alt sind. Deren Zahl schrumpft von heute 12 339 auf 10 558 im Jahre 2013. Folge: Der Bedarf an Kindergartenplätzen geht um 2160 zurück, das entspricht 17 Prozent. Ebenso schrumpft die Zahl der Grundschulkinder. Bis zum Jahre 2016 wird es 2911 weniger Kinder geben, die zwischen sechs und zehn Jahre alt sind. Folge: Bei einer durchschnittlichen Klassenstärke von 23 Schülern werden 88 Klassen weniger gebraucht. Bei den Sekundarschülern (10 bis 18 Jahre) ist der Rückgang noch dramatischer. Hier werden im Jahre 2020 bis zu 232 Klassen weniger gebraucht.
Dagegen wird die Zahl der Menschen, die 75 Jahre und älter sind, um 44 Prozent auf 10 100 im Jahre 2017 steigen. Die Zahl der Jung-Senioren (65 bis 75 Jahre) wächst allerdings nur bis zum Jahre 2009 und nimmt danach acht Jahre lang ab. Bis zum Jahre 2020 werden die Menschen im Kreis Gütersloh jede Menge Jobs brauchen, vor allem die Gruppe der 25- bis 30-Jährigen, die um 24 Prozent zunimmt.
Für Hans-Joachim Keil ist die Integration der Migranten die zentrale Aufgabe der kommenden Jahre. Klemens Keller, Bürgermeister der zweitkleinsten Kommune des Kreises, will die Zuversicht junger Menschen fördern, die noch überlegen, ob sie überhaupt eine Familie gründen wollen. Darauf will der Bürgermeister in Borgholzhausen sämtliche Einrichtungen vom Kindergarten über die (Ganztags)-Schule bis zum Sportverein hin ausrichten. Keinen Grund zur Panik sieht dagegen Michael Zirbel, Planungsamtsleiter aus Gütersloh. Die größte Stadt des Kreises sei schon heute auf einen möglichen Bevölkerungszuwachs vorbereitet. Schwierigkeiten sieht Verkehrsplaner Christoph Hebel auf den öffentlichen Personennahverkehr zukommen - dem brechen die Kunden weg. Wenig Hoffnung auf höhere Umsätze hegt Stefan Genth vom Einzelhandelsverband: »Wir werden zwar mehr. Wir werden aber auch älter und ärmer.«

Artikel vom 25.11.2004