23.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Plattdeutsch wird
wieder salonfähig«

Magdalena Obrock arbeitet an neuem Liederbuch

Von Curd Paetzke (Text und Foto)
Kreis Herford (HK). Da ist man platt: Die plattdeutsche Sprache erlebt - überwiegend im ländlichen Raum - eine Renaissance. »Plattdeutsch wird wieder salonfähig«, sagt Dr. Rolf Botzet, stellvertretender Vorsitzender des Kreisheimatvereins. Da kommt es nicht von ungefähr, dass die Rödinghauserin Magdalena Obrock und die Volkshochschule (VHS) die Herausgabe eines plattdeutschen Liederbuches planen.

Ein Liederbuch, in dem plattdeutsche Texte erfasst sind, gibt es allerdings schon. Es war vor 20 Jahren und in kleiner Auflage auf Anregung von Ewald Häcker entstanden, der den plattdeutschen Gesprächskreis der Volkshochschule lange Jahre geleitet hatte, bevor Magdalena Obrock diese Aufgabe übernahm. »Doch das Buch ist längst vergriffen«, sagt Dr. Rolf Botzet, in der Gemeinde am Wiehen zuständig für Geschichte und Kultur.
Daher hat sich Magdalena Obrock vorgenommen, gemeinsam mit der VHS die bisher veröffentlichten 30 Liedtexte um viele weitere zu ergänzen - mindestens 25 neue sollen hinzukommen.
Dass Plattdeutsch keineswegs eine tote Spreche ist, beweist das Interesse an dem bereits erwähnten Gesprächskreis: Seit zwei Jahrzehnten ist das Treffen der Platt-Freunde fester Bestandteil des VHS-Angebotes im Raum Herford. »Es dürfte der einzige Programmpunkt der VHS sein, der sich so lange gehalten hat«, sagt Luise Meier, die dem Gesprächskreis angehört und Magdalena Obrock bei ihrer Arbeit unterstützt. Wichtige Dienste leistet beiden dabei das »Plattdeutsche Wörterbuch« von Erwin Möller.
Das Liederbuch wird Texte aufnehmen, bei denen es sich zum einen um aus dem Hochdeutsch übersetzte Zeilen bekannter Volkslieder handelt, zum anderen sollen aber auch komplett neue Liedverse aufgenommen werden. Der Spenger Gerd Heining wird vor der Veröffentlichung überprüfen, ob die Lieder auch musikalisch umzusetzen sind. »Texte und Melodien müssen schon harmonieren«, sagt Dr. Rolf Botzet.
Ein erster Aufruf der Initiatoren, plattdeutsche Lieder einzureichen, hat bereits große Resonanz gezeigt. So hat sich unter anderem eine »Arbeitsgemeinschaft plattdeutscher Pastöre« aus Soltau gemeldet. Vor diesem Hintergrund sollen Beiträge für das Liederbuch nicht nur vom Fuße des Wiehengebirges kommen, wo es sogar eine plattdeutsche Rödinghauser Nationalhymne gibt (»Dat Ränkhiusenlied«), sondern möglichst aus allen Städten und Gemeinden des Kreises Herford. »Denn auch dort ist die plattdeutsche Sprache sehr lebendig«, weiß Magdalena Obrock. Ihre Beschäftigung mit dem »Platt« liegt in ihrer Kindheit begründet: »Meine Großmutter war schwerhörig, eine Verständigung mit ihr klappte nur auf Platt richtig.« Die Rödinghauserin leitet heute auch eine Plattdeutsch-Arbeitsgemeinschaft an der Rödinghauser Grundschule. Acht Mädchen studieren dabei kleine Texte für Sketche ein, die sie bei verschiedenen Anlässen vorführen.
Wer Beiträge für das Liederbuch einreichen möchte: Gemeinde Rödinghausen, Dr. Rolf Botzet, 32289 Rödinghausen; E-Mail/Internet: r.botzet@roedinghausen.de

Artikel vom 23.11.2004