23.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bankräuber
muss ins
Gefängnis

Sechs Jahre Haft für Verler (34)

Verl/Paderborn (sis). Dass Hans Jürgen D. gestern vor dem Landgericht Paderborn »nur« zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt wurde, hat der Verler der Milde des Richters und seinem Geständnis zu verdanken. »Kurz und schmerzlos« verlief der Prozess, so Staatsanwalt Ralf Vetter.

Drei Raubüberfälle auf Banken gehen auf das Konto des 34-Jährigen. Zweimal schlug der Kraftfahrer in der Sparkassenfiliale in Lippling zu, und einen Raub verübte er auf die Volksbank-Filiale in Steinhorst.
Sicherlich kam dem verheirateten Täter, der wegen zweier Betrugsstraftaten bereits vorbestraft war, auch seine missliche Finanzlage bei der Urteilsfindung zugute. Die Forderungen von »Kredithaien« hatten den Mann zu den Überfällen veranlasst. »Mein Mandant wurde von einem Kredithai erpresst«, sagte Verteidiger Dieter Cramer.
Von seinen Eltern hatte Hans Jürgen D. ein Haus übernommen. Die Tatsache, dass er seine Geschwister auszahlen musste, und die Renovierung des Hauses trieben den Verler in eine finanzielle Notlage. Die drohende Zwangsversteigerung seines Eigenheimes wollte er abwenden und gelangte so in die Hände von »Kredithaien«. Aus dem ersten Darlehen über 4000 Euro im März 2003 seien innerhalb von sechs Monaten 24 000 Euro Schulden geworden, sagte der Angeklagte aus. Obwohl der Mann von den horrenden Zinsen wusste, wendete er sich ein weiteres Mal an den Abzocker.
Insgesamt hat Hans Jürgen D. nach eigenen Angaben 75 000 Euro an Kreditgeber zurückgezahlt. »Teilweise hatte er sich dieses Geld von seiner Mutter geliehen, teilweise stammte es aus seinem regulären Verdienst. Der Großteil der Rückzahlungen aber kam aus den Überfällen«, so Staatsanwalt Vetter. Insgesamt erbeutete der Täter, der Ende 2003 das erste Mal in Lippling zuschlug, dann Mitte 2004 wieder in dem Dorf aktiv wurde und im Juli seinen letzten Raub in Steinhorst beging, knapp 53 000 Euro. Ein Hinweis auf den Fluchtwagen - zweimal fuhr Hans Jürgen D. mit seinem eigenen Ford Ka vor -Êbeendete zwei Tage nach dem letzten Raub Ende Juli die Tatserie. Der Verler erkannte seine missliche Lage schnell, Teile des Kennzeichens waren bekannt, und ein Bild zeigte den Räuber maskiert. Schon kurz nach seiner Festnahme räumte D. seine Schuld ein.
»Lediglich 9000 Euro konnten bei dem 34-Jährigen sichergestellt werden, der Rest der Beute ging wohl an Kredithaie und in Ausgaben für ein Laptop«, so Staatsanwalt Vetter.
Für jede einzelne Tat wären laut Richter Stefan Schäfer vier Jahre Haft fällig gewesen. Die Geständigkeit war jedoch tragender Gesichtspunkt bei dem milden Urteil.

Artikel vom 23.11.2004