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Das Kreuz aus dem Herzen

Paderborner Theologe untersucht Spiritualität Stensens

Von Klaus Zacharias
Paderborn (WV). Die derzeitige Ausstellung zu Ferdinand von Fürstenberg, die im Marstall- und Diözesanmuseum zu sehen ist, hat wesentlich dazu beigetragen, dass unser Wissensstand zu dem bedeutendsten Paderborner Fürstbischof nun unvergleichlich größer als bisher ist.

Namentlich die Forschungen Jörg Ernestis und Einzelaspekte, vermittelt im Begleitbuch zur Ausstellung, konnten diese wissenschaftlich beklagenswerte Lücke inzwischen schließen. Da trifft es sich gut, dass der Verlag Aschendorff (Münster) in seiner Reihe »Westfalia sacra« jetzt die Dissertation des Paderborner Theologen und Juristen Frank Sobiech publiziert hat, der die Spiritualität des Anatomen, Geologen und Bischofs Niels Stensen untersucht, die er bei den Münsteraner Kirchenhistorikern Vinzenz Pfnür und Hubert Wolf erarbeitet hat.
Es lassen sich kaum größere Unterschiede zwischen dem Fürstbischof und seinem Weihbischof, der zum Lebensende Ferdinands (1683) immer wieder Weihehandlungen im Paderborner Raum unternommen hat - Stensen konsekrierte 1683 die Paderborner Kapuzinerkirche - denken: Auf der einen Seite stand der adlige, standesbewusste Fürstbischof, der einen aufwändigen Lebensstil pflegte und als Pfründensammler bekannt war, während Niels Stensen als Bürgerlicher, gebürtiger Däne und Protestant, der erst auf Umwegen zur katholischen Kirche fand, äußerst asketisch und bescheiden lebte. Es zeichnet aber beide Männer aus, dass sie bei aller Verschiedenheit den Wert des anderen erkannten und sich sehr schätzten. Schließlich ist es eine Ironie der Geschichte, dass der eine bei den Franziskanern sein Grab fand, während Stensen in der Medici- Kirche San Lorenzo in Florenz bestattet ist.
Sobiech legt nicht einfach eine Biografie Stensens vor (die vor Jahren im gleichen Verlag erschienene Biografie Stensens ist längst vergriffen), obwohl sich natürlich ein Kapitel mit biografischen Aspekten beschäftigt. Vielmehr untersucht der Autor die Spiritualität Stensens in insgesamt zehn Kapiteln, wobei die literarische Hinterlassenschaft (Bücher, Briefe) eine wesentliche Rolle spielt und wichtige neue Erkenntnisse erschließt. Dabei begleiten theologische Kernbegriffe wie Erlösung, Christusnachfolge, Schöpfung, Vertrauen einen grundlegenden Ansatz, der auch im Wappen Stensens zum Ausdruck gelangt: Aus einem roten Herzen (Stensen hatte als Anatom wichtige Aspekte des Herzmuskels entdeckt, als er noch anatomisch arbeitete) wächst ein rotes Kreuz. Dieses Bild findet sich heute im Wappen des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode, der ein Geleitwort für das Buch geschrieben hat.
Frank Sobiech, Herz, Gott, Kreuz - Die Spiritualität des Anatomen, Geologen und Bischofs Dr. med. Niels Stensen (1638 - 1686), Verlag Aschendorff Münster, 392 S., 64 Euro (Reihe Westfalia sacra, Bd. 13).

Artikel vom 18.12.2004