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Schneechaos legt
Zugverkehr lahm

»Bus-Notstand« - 40 Tonnen Milch im Graben

Von Karl Pickhardt
und Bernhard Liedmann
Kreis Paderborn (WV). Heftige Schneefälle in der Nacht zum Freitag haben den Zugverkehr zwischen Paderborn und Altenbeken sowie auf der Sennebahn lahmgelegt. Bei Benhausen zerfetzte ein umgestürzter Baum die Oberleitung. Fast sechs Stunden fuhr kein einziger Zug.

Mehrere tausend Fahrgäste mussten am Freitag lange Wartezeiten in Kauf nehmen, weil Bäume unter der Schneelast zusammenbrachen und Schienenstrecken blockierten. ICE- und IC-Züge wurden um den Paderborner Raum geleitet. Zwischen 4.30 Uhr 10.15 Uhr fuhr zwischen Paderborn und Altenbeken kein Zug mehr. Auch die Sennebahn war zwischen 5 und 8 Uhr zwischen Paderborn und Bielefeld lahmgelegt, weil in Hövelhof ein Baum aufs Gleis gestürzt war. 20 Züge fielen allein bei der Nordwestbahn aus. Im Sommer war offenbar versäumt worden, an den Gleisen Bäume und Sträucher zurückzuschneiden.
Wegen der zeitgleich blockierten Gleise in der Egge und Senne brach ein regelrechter »Busnotstand« aus. Im morgendlichen Berufs- und Schülerverkehr aus schneeglatten Straßen hatten Bahn und Nordwestbahn Mühe, genügend Omnibusse für einen Schienenersatzverkehr zu finden. Etwa 500 Fahrgäste der Sennebahn kamen daher kaum vom Fleck. An den Bahnhöfen in Paderborn und Altenbeken fuhren Omnibusse aus Sicht der wartenden Fahrgäste ebenfalls sehr spärlich.
So warteten Bahn-Passagiere wie Sozialarbeiterin Lieselotte Markus (59) aus Altenbeken oder Rentnerin Erika Zelenka (79) aus Sennestadt in Altenbeken etliche Stunden auf eine Reisemöglichkeit. Die beiden Frauen schimpften, weil die Bahn kaum Informationen liefere. Abfahrtszeiten wurden Stunde um Stunde verschoben. Lieselotte Markus verpasste so einen Arbeitstag in Holzminden.
Der nächtliche Wintereinbruch machte auch Autofahrern zu schaffen. Auf der Warburger Straße kippte in Paderborn ein Lkw mit 40 Tonnen Buttermilch in den Graben. Der Fahrer blieb unverletzt. Die Milch wurde umgepumpt. Die Polizei nahm am Freitag 40 Unfälle auf. Auch auf den Autobahnen 33 und 44 blieb es bei den sechs Unfällen im Raum Paderborn überwiegend bei Blechschäden.
80 Mal rückte die Feuerwehr im Kreis Paderborn aus, um umgestürzte Bäume zu beseitigen. Im Paderborner Stadtgebiet fuhr die Feuerwehr 28 Einsätze: Zum Teil waren Telefonleitungen und Verkehrsschilder beschädigt worden.
Wegen Kronenbruchgefahr sperrte die Stadt Bad Lippspringe den gesamten Kurwald und den Waldfriedhof. (Kreisseite)

Artikel vom 20.11.2004