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Eine restaurierte »Königin«

Orgel der Steinhorster Pfarrkirche St. Marien zerlegt und umgebaut

Delbrück-Steinhorst (al). Seit mehr als 40 Jahren versieht die Orgel in der St. Marienkirche Tag für Tag ihren Dienst. Doch auch an Orgeln nagt der Zahn der Zeit und hin und wieder ist eine Generalüberholung notwendig. So auch seit Anfang September bei der Orgel in der Steinhorster Kirche. Vor rund zwei Monaten rückte Orgelbauer Ralf Müller von der Rietberger Firma Speith-Orgelbau an und zerlegte die gesamte Orgel. Mehr als 1000 Orgelpfeifen wurden ausgebaut, die Größte mit einer Länge von rund drei Metern und die Kleinste mit einer Größe von lediglich zwei Zentimetern.

Nach Ansicht der Orgelbauer ist unsere Orgel sehr solide gebaut, so dass eine Instandsetzung auf jeden Fall lohnenswert ist und uns die Orgel hoffentlich noch für Generationen erhält«, so der Organist Herbert Lipsewers. Dem pflichtet auch Orgelbauer Ralf Müller bei, wenn er auch einige qualitative Mängel bei der Steinhorster Orgel erkannt hat. »Hier handelt es sich um eine typische elektronische Orgel aus den 60iger Jahren. Wenn sich damals Orgelbauer trafen, versuchten sie mit der Menge an aufgebauten Orgelregistern zu glänzen. Heute zählt wieder Schönheit, Individualität und Qualität«. Vor diesem Hintergrund entschloss sich die Kirchengemeinde, die Orgel nicht nur reinigen und stimmen zu lassen, sondern eine Komplettinstandsetzung durchzuführen.
»Da die Kosten für eine neue Orgel, auch in den 60iger Jahren, schon enorm waren, wurde bei der Orgel an vielem gespart. Dem Instrument fehlen wichtige Register, um die klangliche Fülle zu ermöglichen. Dies wurde noch dadurch verstärkt, dass die Orgel auf der Empore sehr weit im Turm versteckt wurde. Die Orgel hatte nie die Möglichkeit, ihre gesamte Klangfülle zu entfalten«, erklärt Herbert Lipsewers die Gründe für den Umbau der Orgel.
Nach dem Abbau rückten die Fachleute die gesamte Orgel weiter in den Kirchenraum hinein, die gesamte Front wurde neu konstruiert, durch den Einbau eines größeren Blasebalges wurde das Instrument klanglich aufgewertet. Die neue Front - Prospekt, wie die Orgelbauer sagen - wurde von Gregor Hüllmann aus Delbrück entworfen und passt sich in seiner Form ideal dem Kirchenschiff an. Außerdem wird die gesamte Klanggestaltung verändert; sie erhält mehr Volumen und mehr Wärme.
Die gesamte Bauleitung lag in den Händen von Orgelbauer Ralf Müller, in dessen Firma bereits seit 1848 in der fünften Generation Orgeln gebaut werden. »Von der Zeichnung bis hin zum angenehmen Klangbild ist es ein langer Weg«, weiß der Experte. Technisches Zeichnen und Verständnis für elektrische und mechanische Zusammenhänge gehören genauso dazu wie Holz- oder Metallverarbeitung, und nicht zuletzt erfordern auch das Stimmen der Orgel sowie das Spielen des Instrumentes höchstes Feingefühl.
Die Steinhorster sehnen dem Erklingen der neuen Orgel herbei, muss doch Organist Herbert Lipsewers zur Zeit auf eine Behelfsorgel zurückgreifen. »Auch Pfarrer Heinrich Humbert schaut den Orgelbauern jeden Tag über die Schulter und hat den Orgelbau schon als Aufhänger für einige Predigten genutzt«, berichtet Lipsewers. Aber der große Augenblick steht kurz bevor. »In den vergangenen Wochen wurde die Orgel in der Kirche wieder aufgebaut. Jetzt fehlt eigentlich nur noch die Intonation«, so Ralf Müller. Dieses Stimmen und die entgültige Klanggestaltung wurden am Freitag vorgenommen. Jetzt sind nur noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen.

Artikel vom 20.11.2004