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Schlappe in »Spotthövel«

Bitterer Pokal-K.o nach 2:1-Führung - Abwehr wieder desolat

Sprockhövel/Verl (cas). Das bergische Sprockhövel wurde für den SC Verl zu einem »Spotthövel«: Nur eine Woche nach der Schmach »auf Schalke« flog der SCV nun im Westfalenpokal-Achtelfinale achtkantig raus - die 2:4-Schlappe beim Oberliga-Abstiegskandidaten TSG Sprockhövel war keineswegs unverdient.

Die von Reinhard Schröter erhoffte schnelle Trotzreaktion auf das 1:5 in der Gelsenkirchener Glückauf-Kampfbahn blieb am Samstag trotz einiger Umstellungen aus. Zwar zeigte sich die Mannschaft weitaus bemühter als noch vor einer Woche, doch eklatante Abwehrpatzer verdarben dem Teamchef auch das verflossene Wochenende gründlich. »Unser Zweikampfverhalten ist im Moment einfach desolat«, moniert Schröter. Neun Gegentore in zwei Partien unterstreichen nur seine Kritik. Das einstige Fußballbollwerk entwickelt sich so langsam zur sturmreifen Schießbude.
Dabei traf der SCV am Samstag auf einen vermeintlich angriffsschwachen Gegner, dem in 14 Meisterschafts-Partien erst neun kümmerliche »Buden« gelungen waren. Allein gegen Verl erzielte die TSG fast die Hälfte der bisherigen Oberliga-Ausbeute - peinlich für die Ostwestfalen. »Wir befanden uns schon auf der Siegerstraße, um uns dann doch noch das Spiel aus der Hand nehmen zu lassen«, ärgerte sich Reinhard Schröter, dass nach dem Führungstreffer von Lars Remmert zum 2:1 die Gastgeber innerhalb von nur neun Minuten mit drei Treffern den Spieß umdrehten.
»Es hat riesig Spaß gemacht. Wir waren auch bissiger als die Gäste. Sensationell, wie wir uns nach dem Rückstand wieder zurück ins Spiel gekämpft haben«, sprudelte TSG-Trainer Jörg Silberbach nach dem Vorstoß ins Viertelfinale. Der wurde seinem Team ziemlich leicht gemacht. Schon nach knapp zwei Minuten rappelte es in der SCV-Kiste, in der erstmals Kai Potthoff stand. »Am Torwart lag es nicht«, versicherte Schröter, der dem Bezirksliga-Keeper ein ordentliches Debüt bescheinigte. Nach dem frühen 0:1 vergaben Ulf Raschke (wann trifft er mal wieder?) und Mihajlo Rakic jeweils eine Riesenchance, die sich indes auch dem Sprockhöveler Cetin Aydin bot. Immerhin sorgte Rakic noch vor der Pause für den Ausgleich, der für TSG-Kapitän Martin Klinge ein halbes Geschenk war: »Da stimmte bei uns die Zuordnung nicht.«
Das traf auf die Verler in der letzten Viertelstunde zu, als sie dem Pokalrivalen bereitwillig ihr Tor öffneten. So machte sich der SCV in »Spotthövel« in der Schlussphase geradezu lächerlich. »Das ist aber nicht nur ein Problem der Abwehr. Hinzu kommt, dass einige Stützen nicht mehr ihre hundertprozentige Leistung abrufen«, bemängelt Reinhard Schröter, der diesmal auf Manndecker Josef Cinar verzichtete. Giovanni Taverna übernahm seine Position.
Mariusz Rogowski war nicht einmal im Aufgebot - der Pole läuft schon länger seiner Form hinterher und kann selbst mit den besten Chancen nur wenig anfangen. Jetzt hat er dafür die Quittung bekommen. »Andauernd passieren uns blöde Fehler - ich kann das nicht begreifen«, seufzte der »gerupfte« Libero Sebastian Hahn. Und viel zu verdienen gab es auch nicht: Bei nur knapp 70 Zuschauern dürften nach Abzug aller Unkosten für den SCV allenfalls 100 Euro übrig geblieben sein.

Artikel vom 22.11.2004