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Der schiefe Turm von Mahnen

Jungschartag im Gemeindehaus - Jugendreferent: »Gemeinschaft spielerisch erleben«

Von Silke Schade (Text und Fotos)
Löhne (LZ). 800 Goldmünzen für zehn Ballen Stoff? Miriam, Carolin, Theresa und Sarah murren: »720 müssen reichen.« Händler Björn hält den Atem an, kontert mit kläglicher Stimme: »Ihr stehlt mir noch mein letztes Hemd.« Die vier Damen kennen kein Erbarmen. »Gut, das nehmen wir dafür auch noch mit!« Beinahe wie auf einem orientalischen Basar ging es am Samstag im Gemeindehaus Mahnen zu. Und das nicht nur beim Händlerspiel.

Beim Jungschartag unter der Schirmherrschaft des Kirchenkreises Vlotho tobte gemäß dem gleich lautenden Motto das Leben. 45 Kinder aus den dazugehörigen Löhner Gemeinden Gohfeld, Mahnen und Wittel wetteiferten in einem Spielparcours um den Wanderpokal der besten Jungschar-Mannschaft.
Darauf haben Leon und seine Jungs ein Auge geworfen. Ihre Vorliebe: Türmchenbauen. Ohne Klötze, dafür mit Taschentuch-Packungen. Nach der sechsten Schicht wird's wackelig, nach der siebten biegt sich der Turm wie der in Pisa. »Bloß nicht zittern«, ruft Timo seinem Kollegen zu. Doch zu spät. Kein neuer Rekord. Das papierne Fundament stürzt in sich zusammen.
Babylonische Baukünste hin oder her - neben Spaß spielt auch die Verkündung eine Rolle. Im Gottesdienst haben die Neun- bis 13-Jährigen anfangs die Purpurhändlerin Lydia kennen gelernt. Sie wird zur ersten Christin Europas, nachdem Paulus ihr von Jesus vorgeschwärmt hat. Lydia steht an einigen Stationen Pate.
So beim Gedächtnis-Spiel »Ich packe meinen Koffer«, das kurzerhand umgetauft wird. Jetzt fahren die Kinder zum Stoffmarkt nach Damaskus und kaufen sich voller Begeisterung Hosen, Kleider, Jeans und vieles mehr. Auf einem Rollbrett jonglieren sie für Lydia einen Haufen Wolldecken durch einen Stuhlparcours. Ganz im Sinne der Purpurhändlerin höchstpersönlich schneidern sie einer Modell-Puppe ein neues Outfit: mit pinken Schuhen, grauem Gewand und schickem Collier.
Bei allen Aufgaben wird nach Zeit und Punktzahl gewertet. Die Mädchen sind nicht nur zahlenmäßig überlegen. Rebecca, Tabea, Theresa, Katharina und Pia vom Haupensiek haben auch durch die beste Leistung überzeugt und den ersten Platz belegt. Auf den weiteren Rängen folgen die vier Mädchenmannschaften aus Mahnen und eine aus Melbergen. Die Jungen der Gemeinden Haupensiek/Melbergen und Mahnen müssen mit dem siebten Platz Vorlieb nehmen.
Das ist aber nicht weiter tragisch. Für Organisator Ortwin Kaupat ist anderes viel wichtiger. »Die Kinder lernen sich gegenseitig auch über Stadtteilgrenzen hinaus kennen und erleben spielerisch Gemeinschaft«, erklärt der Jugendreferent. »Den Kindern tut es gut, sich in eine größere Gruppe zu integrieren und das auch außerhalb der Schule.«

Artikel vom 22.11.2004