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Prachtband über
verlorene Motive

Abdinghofkirche einst voll bemalt

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WV). Wer heute den betont schlichten Innenraum der Paderborner Abdinghofkirche betritt, ahnt nicht, dass sie bis 1945 die wohl großzügigste Kirchenausmalung in Westfalen besessen hat.

Ein Buch der ehemaligen Paderborner Hochschullehrerin Beate Pfannschmidt gibt nun erstmals lückenlos Aufschluss über die Wandmalereien, die ihr Großonkel Ernst Pfannschmidt in zwei Arbeitsschritten von 1915 bis 1918 sowie zwischen 1925 und 1927 ausgeführt hat. »Die Kirche war vollständig ausgemalt, das kann man sich heute überhaupt nicht mehr vorstellen«, meinte Abdinghof-Pfarrer Dr. Eckhard Düker gestern bei der Buchpräsentation nach dem Sonntagsgottesdienst.
Nach einer ersten Bemalung durch Michael Welter im Jahr 1870 gewann Ernst Pfannschmidt (1868-1949) den 1913 ausgeschriebenen Gestaltungswettbewerb für das nach der Säkularisation als Gotteshaus für die evangelische Kirchengemeinde wieder in Betrieb genommene romanische Bauwerk Bischof Meinwerks. Mit bis zu zehn Meter langen Bildmotiven aus dem Alten und dem Neuen Testament schmückte der Künstler das Kirchenschiff und den Chorraum - der größte Auftrag des viel beschäftigten Kirchenmalers. Die Wandgemälde wurden bei den alliierten Bombenangriffen im März 1945 komplett zerstört. Erhalten sind lediglich noch fünf der Originalentwürfe.
Um die Wandgestaltung voll zu rekonstruieren, mussten Beate Pfannschmidt und der eigentliche Initiator des vom Verein für Geschichte an der Universität Paderborn geförderten Kunstbandes, Josef Timmer, sorgfältig in Archiven recherchieren. Der vorzüglich gestaltete Band »Die Abdinghofkirche St. Peter und Paul. Wandmalereien 1871 - 1918 - 1945« (SH-Verlag Köln, 159 Seiten, 29.80 Euro) beeindruckt durch die Wiedergabe der farbigen Entwürfe - auch im Detail - sowie die fundierten textlichen Erläuterungen.

Artikel vom 22.11.2004