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Mit dem Rad zum Steine aufladen

Vor 50 Jahren den ersten Gottesdienst in der St.-Judas-Thaddäus-Kirche gefeiert

Verl-Sürenheide (mst). Der Kirchengemeinde St.-Judas-Thaddäus Sürenheide steht ein bedeutendes Jubiläum ins Haus: Am Sonntag, 28. November, jährt sich zum 50. Mal der Tag, an dem ihr Gotteshaus seiner Bestimmung übergeben und der erste Gottesdienst gefeiert wurde.

Gemeindemitglieder und Gäste sind aus diesem Anlass zu einem festlichen Gottesdienst um 9.30 Uhr und zu einer Begegnung im Pfarrheim eingeladen. Eine umfassende Dokumentation wird den Bau und die Renovierungen der Kirche in Erinnerung rufen. Geplant ist auch ein Mittagessen.
Der Gebäudekomplex von St. Judas-Thaddäus hat im Laufe der Jahrzehnte sein Gesicht geändert. Anfangs standen Kirche und Pfarrhaus noch in weitem Abstand zu den wenigen Wohnhäusern an der Sürenheider Straße. Am 1. März 1955 erhielt die katholische Gemeinde den Status »Pfarrvikarie mit eigener Vermögensverwaltung«. Kurz darauf nahm der Kirchenvorstand seine Arbeit auf, einige Jahre später konstituierte sich der Pfarrgemeinderat.
Schon lange vor dem Bau der Kirche wünschten sich die Sürenheider Katholiken ein eigenes Gotteshaus. Der Zuzug der Vertriebenen und die beginnende Bautätigkeit sprengten Ende der 40er Jahre den Rahmen der sonntäglichen Gottesdienste in der St.-Anna-Kirche - selbst fünf Gottesdienste an einem Sonntag reichten nicht aus, um alle Gläubigen aufzunehmen. Das Bemühen des Kirchenvorstandes von St. Anna um eine Lösung scheiterte lange an der Grundstücksfrage. Erst als Bernhardine Jakobfeuerborn, genannt Hinnersmeier, der Gemeinde im Oktober 1951 das 6000 Quadratmeter große Areal an der Sürenheider Straße schenkte, wurden die Pläne konkret.
Pfarrer Johannes Häner vollzog am 27. März 1953 symbolisch den ersten Spatenstich und legte sieben Wochen später den Grundstein. Die Bauarbeiten gingen gut voran, doch dann geschah ein schwerer Unfall: Einen Tag vor dem geplanten Richtfest löste ein Sturm die provisorisch befestigten Binder aus der Verankerung. Der Zimmermannslehrling Wilhelm Teichmann aus Schloß Holte stürzte in die Tiefe und starb. Aufgrund dieses schrecklichen Ereignisses fiel die geplante feierliche Konsekration durch den Paderborner Erzbischof Dr. Lorenz Jaeger aus. Stattdessen übergab Dechant Häner das Gotteshaus seiner Bestimmung. Als der Paderborner Weihbischof Dr. Friedrich Maria Rintelen dann im September 1957 auf einer Firmreise in das Dekanat Rietberg kam, holte er die feierliche Weihe der Kirche nach.
»Es war ein schlichtes, doch würdiges Gotteshaus, das für 201 384 Mark erstellt worden war«, hielt ein Chronist fest. Allein 24 000 Mark wurden durch eine Bausteinaktion zusammengetragen, nicht verzeichnet sind die vielen Stunden Eigenleistung. So fuhren zum Beispiel einige Gemeindemitglieder wochenlang am Abend mit ihren Fahrrädern nach Herzebrock, luden dort Steine auf Baufahrzeuge auf, fuhren zurück und luden sie bis tief in die Nacht an der Kirche wieder ab.
Leo Schulte, Vikar in der St.-Anna-Gemeinde, wurde zum ersten Pfarrvikar ernannt. Im Oktober 1957 kam dann Dr. Georg Wagner als eigener Pfarrvikar in die Gemeinde. Er bezog 1958 das neue Pfarrhaus.
Ende der 50er Jahre wurde Pastor Waldemar Joachimsky Pfarrvikar. Der Seelsorger trug, wie auch sein Nachfolger Pastor Wolfgang Schmidt, das Anliegen der Gläubigen nach einem würdig ausgestatteten Gotteshaus nach Kräften mit. So kam es bereits 1967 zur ersten Renovierung. 1980 wurde das Pfarrheim in Betrieb genommen, 1984 war der Turm erstellt. 1986 planten die Verantwortlichen einen Kirchenumbau. Wiederum wurden Bausteine verkauft und Eigenleistung eingefordert. Fast nahtlos gingen die Umbauarbeiten, die Installation der neuen Glocken, die Neugestaltung des Pfarrhauses und der Bau des Kindergartens ineinander über.

Artikel vom 20.11.2004