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In Unterzahl Punkt geholt

SCP erkämpft 1:1 in Braunschweig

Aus Braunschweig berichtet
Matthias Reichstein
Braunschweig (WV). Kompliment, SC Paderborn 07. Wer beim Tabellenersten Eintracht Braunschweig in Unterzahl nach 90 Minuten als bessere Mannschaft vom Platz geht, hat höchsten Respekt verdient. Dass dabei am Ende »nur« ein 1:1 (1:0) heraussprang, ist schon fast sekundär.

Viel beeindruckender war, wie der Drittligist die vielen Tiefschläge in Halbzeit eins wegsteckte. »Das ist genau der ganz große Unterschied im Vergleich zur vergangenen Saison. Wir zeigen als Mannschaft Charakter und drehen noch Spiele, die eigentlich schon verloren sind«, war Kapitän Thijs Waterink am Ende zurecht stolz auf sein Team.
Vor 14 000 Zuschauern im Braunschweiger Stadion war der SCP von Beginn an spielbestimmend, versäumte es nur, sich klare Chancen herauszuspielen und bekam zwei Elfmeter (Bericht auf dieser Seite) nicht.
Ganz anders die Gastgeber. Sie nutzen ihre erste Möglichkeit zur schon zu diesem Zeitpunkt unverdienten 1:0-Führung. Nach einem Freistoß von Nerim Celikovic (27.) verlor zunächst Markus Krösche das Kopfballduell gegen Lars Fuchs, Kapitän Daniel Graf konnte für Marco Grimm auflegen, der sofort von der Strafraumgrenze abzog. Den nicht platzierten, auf dem nassen Boden aber nicht einfach zu haltenden Schuss ließ Stephan Loboué prallen, Ahmet Kuru war zur Stelle, staubte ab und markierte Saisontreffer Nummer 13. »Da muss Kröschi schon ganz anders zum Kopfball gehen«, kritisierte Trainer Pavel Dotchev hinterher nur seinen Außenverteidiger. »Kuru stand erst im passiven Abseits, greift dann aber durch sein Tor aktiv ins Spielgeschehen ein. Deshalb durfte das Tor nicht zählen«, monierte Guido Spork.
Acht Minuten später kam es aber noch schlimmer. Nach der Gelb-Roten Karte für Benjamin Schüßler statt eines berechtigten Elfmeters musste der SCP in Unterzahl gegen die dritte Saisonniederlage ankämpfen. Und das machte die Mannschaft bravourös. Bereits vor der Pause konnte Michael Lorenz (40./42.) für den Ausgleich sorgen. Doch einmal stand dem Ex-Berliner die Latte im Weg, bei seinem zweiten Versuch parierte Thorsten Stuckmann im Braunschweiger Tor glänzend und lenkte den Ball über die Latte.
Das änderte sich nach dem Wechsel. Nach feiner Vorarbeit von Thorsten Becker (66.) war es Guido Spork, der das Leder direkt nahm und aus knapp 20 Metern Distanz abzog. Der Ball passte genau, prallte vom Innenpfosten an den Hinterkopf des Eintracht-Keepers und landete zum 1:1-Ausgleich im Netz.
Erst in der Schlussviertelstunde erhöhten die knapp eine Stunde lang in Überzahl spielenden Hausherren den Druck und zeigten den nötigen Willen, dieses Spiel zu gewinnen. Die beste Chance vergab der Kapitän. Daniel Graf (81.), im vergangenen Jahr noch Schütze des 1:0 gegen den SCP 07, ließ nacheinander Alessandro da Silva, Markus Bollmann und Thijs Waterink stehen, wollte dann noch Keeper Loboué ausspielen und verstolperte drei Meter vor dem mittlerweile leeren Tor den Ball.
Da hatte der SCP Glück, dieses Glück hatte sich die Mannschaft aber auch verdient und ließ sich zurecht als moralischer Sieger feiern. Dafür gibt's zwar keine Extra-Punkte, aber vielleicht den nötigen Schub, um die letzten 270 Meisterschaftsminuten des Jahres 2004 so abzuschließen, dass der SCP da bleibt, wo er im Moment steht: auf einem Aufstiegsplatz.

Artikel vom 22.11.2004