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Beharrlich und voller Ideen

Rolf Singenstroth gestern mit Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet

Borgholzhausen (kan). Seine urige Prinz-Heinrich-Mütze fand er zum Anzug wohl doch nicht so passend. Sein Markenzeichen hatte er deshalb zu Hause gelassen. Doch ansonsten war es der Rolf Singenstroth, den alle kennen, der gestern Abend mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet wurde.

Sichtlich gerührt nahm er sie im Ratssaal aus den Händen von Sven-Georg Adenauer in Anwesenheit von 70 Gästen entgegen. Der Landrat hatte zuvor seinen unermüdlichen Einsatz für Pium und die Piumer gewürdigt - eine lange Liste. Doch wenn man Rolf Singenstroth heißt, dann kommt in 42 Jahren -Êso lange lebt der gebürtige Gütersloher in der Stadt - einiges zusammen.
Der Gastwirt sei ein Mensch mit Ideen, mit der Kraft und Beharrlichkeit, sie in die Tat umzusetzen, sagte Adenauer. Ob Verkehrsverein, den er 1985 mit gründete und 19 Jahre lang leitete, Volkstanzgruppe, Skatverein, Piumer Bauerntheater, Kartoffel- oder Weihnachtsmarkt - seine Handschrift hat er überall hinterlassen.
Das Köhlerfest, das es seit 1987 gibt, hat Rolf Singenstroth initiiert. Dasselbe gilt für das Borgholzhausener Trachtenpaar, das, so der Landrat, ein unübersehbarer Beitrag zur Stärkung des Auftritts seiner Heimatstadt in der Öffentlichkeit sei. »Wenn aus dem Steinbruch Bönker mehr wurde als nur ein gelegentlicher Veranstaltungsort, dann ist auch dies Ihrer Initiative, Ihrem Drängen, Ihrer Beharrlichkeit in der Verfolgung von Zielen zu verdanken«, betonte Adenauer.
Doch damit ist die Liste der Leistungen des 71-Jährigen noch nicht zu Ende. Auch die höchst erfreuliche und fruchtbringende Verbindung Borgholzhausens mit Lößnitz im Erzgebirge und die wechselseitigen Begegnungen habe er, so Adenauer, mit eingeleitet und immer wieder bereichert. Rolf Singenstroth rief zudem 1997 die Müllsammelaktion »Saubere Stadt« ins Leben. Hinzukommen seine Mitarbeit im Heimatverein, wo er sich unter anderem am Bau des Luisenturms und der Schutzhütte beteiligte, sowie sein Einsatz in der Feuerwehr seit 1965. Insgesamt ein Engagement, das weit über das normale Maß hinaus reiche, betonte der Landrat.
Rolf Singenstroth war da ganz anderer Ansicht: »Es ist Bürgerpflicht, sich für seine Stadt einzusetzen - nach dem Motto ÝEiner für alle, alle für einenÜ. Ich habe nichts Besonderes geleistet.«
Das hatten zuvor jedoch auch die anderen Redner des gestrigen Abends nicht bestätigt. Bürgermeister Klemens Keller spürte in seiner sehr persönlich gehaltenen Rede dem Menschen Rolf Singenstroth nach. Ein angepasster Bürger, der auf die Segnungen des Sozialstaates und der eigenen Kommune warte, sei er keineswegs. Ebenfalls kein Vereins-Meier, der gerne Pöstchen annehme und sich selbst darstelle. Viel mehr sei Rolf Singenstroth ein Anstifter, ein Ideengeber, ein Handwerker und ein verantwortlicher Bürger. Keller: »Ist er ein Paragraphen-Reiter? Nein, Rechts- und Formvorschriften waren ihm bei seinem Tatendrang eher lästig und manchmal auch im Wege.«
Ob Bernd Bilda, Vorsitzender des Verkehrsvereins, Carl-Heinz Beune, Vorsitzender des Heimatvereins, oder Wehrführer Udo Huchtmann -Êauch die Liste der Grußwort-Überbringer war lang. Einer von ihnen, Heinz Doht vom Piumer Bauerntheater, würdigte das Wirken des frisch gebackenen Ordensträgers Rolf Singenstroth natürlich auf Platt.

Artikel vom 19.11.2004