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Von Stephan Rechlin

Gütersloher
Wochenschauer

Verfehlter Warnschuss


Der Warnschuss ist nach hinten losgegangen. Die politisch motivierte Strafanzeige gegen einen Informanten des WESTFALEN-BLATTES hat zu keinem Ergebnis geführt. Wie schon bei der vergeblichen Maulwurfsjagd in Verl diente die Beschäftigungs-Therapie für Beamte der Polizei und Staatsanwaltschaft vor allem der Massage verletzter Funktionärsseelen in Rat und Verwaltung.
Der Stadt ist durch Veröffentlichung von Auszügen aus dem Gutachten zur Krankenhaus-Fusion kein Schaden entstanden, wie Bürgermeisterin Maria Unger meinte. Schaden ist der Stadt vielmehr durch die »Geheimdiplomatie« entstanden, die bis heute sogar Chefärzte und Dezernenten von Informationen zum tatsächlichen Verlauf der Verhandlungen zur Krankenhaus-Planung ausschließt. Dahinter steht offenbar das Ziel, eine möglichst »wasserdichte« Mehrheit zur Klinik-Fusion und zum Bau des Bettenhauses Süd zu schmieden. Dieser Wunsch geht schon aus dem Titel des umstrittenen Gutachtens hervor. Die »Wibera« sollte eine gutachtliche Stellungnahme »zur grundsätzlichen Vorteilhaftigkeit einer Fusion« des Städtischen Klinikums mit den drei anderen Krankenhäusern abliefern. Und was ist, wenn es diese grundsätzliche Vorteilhaftigkeit gar nicht gibt?
Diese Frage wird nun nicht mehr im Gütersloher Rat erörtert, sondern im Düsseldorfer Sozialministerium. Dort spielt das bestellte Gutachten offenbar gar keine Rolle mehr. Warum auch? Über betriebswirtschaftliche Daten der Verbundkrankenhäuser steht dort ebenso wenig drin wie über medizinische Parallelangebote der katholischen Nachbar-Kliniken. In Gütersloh hat das Gutachten seinen politischen Zweck erfüllt. Ob die vom WESTFALEN-BLATT gestörte Geheimdiplomatie zum Erfolg führen wird, ist derzeit jedoch eher zweifelhaft.

Artikel vom 20.11.2004