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Zeugnisse
junger Christen

Schwester Theodula bei der KAB

Altenbeken (WV). »Altenbeken war meine erste Liebe«: So bekannte Schwester Theodula, als sie jetzt im voll besetzten Altenbekener Pfarrheim auf Einladung der KAB über das »Glaubenszeugnis junger Altenbekener Christen« sprach.

Vom 1941 bis 1947 weilte sie auf ihrer ersten Stelle im Schwesternhaus Altenbeken und war im katechetischen Dienst der Gemeinde an Kindern und Jugendlichen eingesetzt. Hier erlebte sie die schicksalsschweren Jahre der Kriegs- und Nachkriegszeit. Hier erfuhr sie auch das mutige Glaubenszeugnis junger Christen. Unter dem Decknamen »Edelweiß« habe sich eine Gruppe von Jugendführern und -führerinnen zusammengefunden, die sich aus christlichem Geiste dem Ungeist der Nazis widersetzte. Die Jugendlichen hätten die »Programmpunkte der Nationalen Reichskirche« und die Predigten des Bischofs Graf von Galen, des »Löwen von Münster«, heimlich auf Speichern und in Kellern vervielfältigt und verbreitet, ein Unterfangen, das mit Todesgefahr verbunden gewesen sei. Hausdurchsuchungen und Verhöre bei der Gestapo in Bielefeld brachten keine Beweise zu Tage.
Ein Jugendführer habe beispielsweise die heimlich zirkulierenden Dokumente, unter dem Bienenstock vergraben, aufbewahrt. Verdächtig und wegen ihrer Gesinnung als »undeutsch« geltende Jugendliche seien als Soldaten zur Baukompanie eingezogen, wo sie in vorderster Front der Schützengräben gefallen oder als vermisst gemeldet seien.
Namentlich erwähnte Schwester Theodula den Theologiestudenten Alfons Bieling, der nach eidesstattlicher Zeugenaussagen von seinem Kompaniechef im März 1945 erschossen wurde, da er eigenmächtig seinen Trupp zurückverlegt hatte, offensichtlich um das Leben der Soldaten zu retten. Es sei ihr ein Herzensanliegen, so Schwester Theodula, die vorbildliche Haltung junger Altenbekener Christen aus der dunklen Nazizeit herauszustellen und ihr Zeugnis in der Erinnerung zu bewahren. So sucht die 86-jährige Schwester heute auf ihrem Heimaturlaub nach Zeitzeugen und Dokumente, um die damaligen Ereignisse dem Vergessen zu entreißen. Der gespannt lauschenden Zuhörerschaft, die an die Hundert ging, legte sie selbst Kopien der »Programmpunkte der Nationalen Reichskirche« und Auszüge aus der Euthanasie-Predigt des Bischofs von Münster vor. Verständlich, dass sich ihrem Vortrag eine lebhafte Diskussion mit manchen persönlichen Erlebnissen einiger Zeitzeugen anschlossen.
Schwester Theodula A. Müller vom Missionsorden in Neuenbeken ist seit 1951 in der Missionsarbeit Südafrikas tätig. Als Professorin für Religionspädagogik an der Universität Transkai und als Verfasserin von Religionsbüchern hat sie sich einen Namen gemacht und wurde mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt. Die Universität verlieh ihr als erste Frau auf diesem Lehrstuhl den Titel »Professor Emeritus« und von der Kirche erhielt sie den Orden »Pro Ecclesia et Pontifice«. Noch heute hält sie »workshops« für Lehrer und Katecheten.

Artikel vom 19.11.2004