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In fünf Tagen 162 Kilometer auf dem Himalaya gelaufen

Hettich-Mitarbeiter Kai Stuke gewinnt dritten Platz beim Ultra-Marathon

Von Jens Heinze
Vlotho (VZ). Es gibt Jogger, die drehen am liebsten im Kurpark oder an der Weser ihre Runden. Und dann gibt es Läufer, die es gleich bis nach Indien zieht. Wie Kai Stuke: Der Ultra-Marathon-Läufer, der in Vlotho bei Hettich arbeitet, hat in diesem Jahr am Himalaya-100-Meilen-Etappen-Rennen teilgenommen. 162 Kilometer legte der 37-jährige Ingenieur auf dem »Dach der Welt« über Stock und Stein zurück und lief als Dritter ins Ziel.

Der Bericht in einer Fachzeitschrift hatte bei Stuke, der nach einem Jahrzehnt als Triathlet vor vier Jahren zum Ultra-Marathon umschwenkte, das Interesse geweckt. Jeweils zur Herbstzeit versammeln sich im Dreiländereck Indien/Nepal/Tibet zwischen 40 bis 50 Langstreckenläufer überwiegend aus Europa, um nach Zahlung von jeweils 1566 US-Dollar Startgebühr fern der Heimat in 2000 bis zu 3650 Metern Höhe die Laufschuhe zu schnüren. Fünf Tage lang dauert das (Etappen-) Rennen über eine Distanz von 162 Kilometern, das laut Eigenwerbung »den spektakulärsten Streckenverlauf der Welt« bietet. Dieses ist, wie der 37-jährige Hettich-Mitarbeiter nach Teilnahme am 14. »Himalayan 100 Mile Stage Race« weiß, nicht übertrieben: »Am zweiten Tag nach dem Start im indischen Sandakphu kann man den Mount Everest, Lhotse, Makalu und Kanchenjunga sehen. Das sind vier der höchsten Berge der Welt.«
Ganz einfach ist die Anreise zum Langstreckenlauf im Himalaya, der dieses Jahr vom 31. Oktober bis zum 4. November stattfand, nicht. Der Weg führte den 37-jährigen Ingenieur von Düsseldorf über London und Delhi bis zum Bagdogra-Flughafen im bekannten Teeanbaugebiet Darjeeling. Knapp 4000 Euro, vergleichbar mit einer Luxus-Kreuzfahrt, kostete Kai Stuke das »Vergnügen«, im Himalaya laufen zu dürfen.
Der Start war am 31. Oktober in Maneybhanjang auf 2000 Metern Höhe. Gleich am ersten Tag hatten Kai Stuke und seine 47 Mitläufer eine Steigung von 2530 Metern bis nach Sandakphu zu bewältigen: »Die Luft ist halb so dünn wie in Deutschland. Schon beim kleinsten Anstieg kommt die Lunge ganz schön ins Pumpen.« Herausforderungen, die manch einer wohl unterschätzt hatte - zwei Teilnehmer gaben schon am Starttag auf.
Dass der Teutoburger Wald, wo sich der achtfache Hermannsläufer Kai Stuke zwei Monate lang intensiv auf den Härtetest auf dem »Dach der Welt« vorbereitet hatte, mit dem Himalaya nichts gemein hat, erfuhr der 37-Jährige schnell. 25 Grad feucht-warme Schwüle im indischen Dschungel standen Temperaturen um den Gefrierpunkt im Schatten der Achttausender gegenüber. Statt gepflegter Waldwege wie in Vlotho erwarteten den Ultra-Marathon-Läufer bei den Etappen zwischen 21 und 42 Kilometern grobe Steinpisten und ausgewaschene Bergpfade. Die nächtlichen Ruhepausen wurden in einfachen, ungeheizten Steinhütten verbracht, wo der Ingenieur von Hettich mit Fleecekleidung und einem wärmenden Schlafsack den Minusgraden trotzte.
Nach fünf Tagen und einer Gesamt-Laufzeit von 15 Stunden und 49 Minuten für die zurückgelegten 162 Kilometer war der Vlothoer Läufer als Drittplatzierter im Ziel. Eine Herausforderung, die sich für den 37-Jährigen voll und ganz gelohnt hat: »Es war phantastisch.«

Artikel vom 18.11.2004