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War es doch nur
»Pattis« Meniskus?

GWD: Johannesson operiert - Simon verletzt


Minden (kru). Au weia! Handball-Bundesligist GWD Minden-Hannover ist wahrlich nicht zu beneiden. Woche für Woche ereilen das Liga-Kellerkind neue Hiobsbotschaften. Die letzte am Dienstagabend, als sich Junioren-Nationalspieler Andreas Simon beim Freundschaftsspiel gegen den TuS Spenge schwer verletzte und nach Aussage von Mannschaftsarzt Dr. Jörg Pöhlmann wohl nicht vor Beginn der Rückrunde am 12. Februar wieder zur Verfügung steht.

Es war die 40. Minute, als der Rechtshänder nach einem Wurf mit Gegnerkontakt so unglücklich auf den Boden stürzte, dass er sich eine Schulterverletzung zuzog. Im Mindener Klinikum wurde sofort eingehend untersucht. »Zunächst einmal gebührt dem Klinikum unser Dank, dass man Andreas schnell und fachkompetent behandelt hat«, so Dr. Pöhlmann. »Simon hat sich bei dem Sturz die Schulter ausgekugelt. Es ist davon auszugehen, dass die Bandapparate und die Kapsel in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Bänder dürften zumindest teilgerissen sein. Wichtig ist nur, dass es nicht der Wurfarm war.« Eine Kernspintomographie soll in Kürze genauen Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben. »Damit müssen wir aber noch warten, da die Schulter derzeit stark eingeblutet ist. Anschließend werden wir dann über die Vorgehensweise der Behandlung entscheiden. Ich denke aber, dass wir den konservativen Weg wählen können.«
Manager Horst Bredemeier war natürlich »pappesatt«, als er vom neuerlichen Rückschlag erfuhr. Dafür sieht er einen anderen Hoffnungs-Streif am Horizont. Patrekur Johannesson hatte sich am Dienstag in Bremen von Dr. Pieper einem Eingriff am Knie unterzogen, um Klarheit über die Problematik, die ihn immer wieder zu Zwangspausen zwingt und Einsätze über 60 Minuten unmöglich macht, zu erhalten. Dabei wurde auch eine kleine Operation am Meniskus vorgenommen, nachdem Pieper das Knie zuvor arthroskopiert hatte. »Ich habe bereits am Dienstag mit Dr. Pieper gesprochen und kenne den Befund. Allerdings kommen wir dem Wunsch Pattis nach, erst nach seiner Rückkehr am Donnerstagabend eine Stellungnahme über das Ausmaß des Schadens abzugeben. Es ist zunächst davon auszugehen, dass er bei entsprechendem Verlauf gleich wieder in den Spielbetrieb zurückkehren kann.« Bredemeier hingegen rechnet mit einer drei- bis sechswöchigen Pause. »Dann sollte das Thema aber endgültig vom Tisch sein. Die ständige Reizung scheint wohl nur durch den beschädigten Meniskus entstanden zu sein. Ein paar Wochen Pause hören sich doch ganz anders an als das Karriereende. Aber wir sollten mir weiteren Aussagen warten, bis Patti wieder in Minden ist.«
Eine personelle Aufstockung wird es nach der Verletzung Simons nicht geben. »Kein Geld«, bringt es »Hotti« schnell auf den Punkt. »Die Gesellschafter räumen keinen weiteren finanziellen Spielraum ein.« Einzig wenn Johannesson seine Karriere an den Nagel hängen müsste, könnte man, da die Personalkosten dann frei würden, noch einmal reagieren. Die Meldung in unserer Zeitung, nach der man in Hannover ohne Wissen des Partners GWD möglicherweise an einem zweiten Home-Team arbeiten würde, sorgte dafür, dass Horst Bredemeier sofort mit Raphael Voigt, dem Geschäftsführer der TUI Arena, Kontakt aufnahm. »Herr Voigt sieht das völlig anders. Er sagte mir, dass er zum x-ten Mal in Burgdorf zu Gast war und ein gutes Verhältnis zum TSV pflegt. Natürlich könnte das aus meiner Sicht dennoch eine Variante sein, schließlich handelt es sich hier um einen Hannoveraner Verein.« Hinzu käme ein möglicher Machtkampf der Hallen. Burgdorfs Regionalliga-Konkurrent TSV Anderten wird durch »Hannover Concert« gesponsert und trägt seine Spiele in der Stadion-Sporthalle aus. Burgdorf kann dort nicht spielen. Entsprechend meinen Insider aus Hannover, dass der TSV und die TUI Arena zur Konkurrenz des anderen »Duos« werden könnten. »Ich verschwende derzeit keinen Gedanken daran«, so Bredemeier zu diesem Thema.
Mehrfach angesprochen wurde »Hotti« auf die Aussagen seines Trainers. So hatte Velimir Kljaic neben der heftigen Torhüter-Schelte auch davon gesprochen, dass er nach Minden gekommen sei, um zu helfen. »Wenn es aber nicht anders geht, dann sollten sie mich wieder gehen lassen und für das Geld besser zwei neue Spieler holen!« Bredemeier war von diesen Worten nicht überrascht. »Velco ist nun einmal ein sehr emotioneller Mensch, dem die ausbleibenden Erfolge mächtig zusetzen. Doch schon am Montag hat er die Sache wieder nüchtern gesehen.« Mit ihm habe man jedoch den richtigen Weg eingeschlagen. »Mir gehen in Minden nur die ewigen Nörgler auf den Keks, die nichts anderes wollen, als hier Stimmung zu machen.« Diese Leute seien es, die nach dem Derby auch Kritik an KljaicĂ• Taktik geübt hätten. »Alles Quatsch. Hätten wir gewonnen, dann wäre der Trainer gerade bei diesen Leuten als Held gefeiert worden.« Unübersehbar für (fast) alle Zuschauer waren aber die Fortschritte, die die Mannschaft gemacht hat. Selbst Handball-Laien sprachen nach dem Schlusspfiff davon, dass sich hier ein ganz anderes Team präsentiert habe, als noch zu Beginn der Saison. Doch zurück zum Freundschaftsspiel gegen Zweitligist TuS Spenge. Hierbei löste GWD einen Preis der HSG Bielefeld-Jöllenbeck ein, den die bei einer Kartenaktion gewonnen hatte. Allerdings standen bei den »Grün-Weißen« nur vier Spieler aus dem Bundesliga-Kader auf der Platte. Johannesson, Vukas und Kouzelev waren verletzt, Ohlander und Backovic bei ihren Nationalmannschaften und Schäpsmeier bei der Bundeswehr. Außerdem fiel Rasmussen nach einer Zahnoperation aus. Gegen den mit den Ex-Mindenern Bock und Traub sowie dem ehemaligen Hahler Leif Anton (mit neun Toren bester Werfer) angetretenen Zweitligisten gewann die Mindener Rumpftruppe mit 31:30 (15:12). Die Tore für GWD erzielten: Niemeyer (13/3), Buschmann (4), Axner (4), Kraft (4), Wollert (3), Weiß (2) und Simon (1). Zudem wirkten Kunisch, TW Becker und Besirevic mit.

Artikel vom 18.11.2004