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Alte Ackertiere werden wieder flott gemacht

Reinhard Hense restauriert knatternde Trecker-Oldies

Von Jörn Hannemann (Text und Foto)
Vlotho (VZ). Männerträume gibt es viele: Für den einen ist es eine schnittige Yacht, für den anderen ein roter Ferrari, für Reinhard Hense sind es blecherne »Ackertiere«. Sein großes Hobby ist das Restaurieren von nostalgischen Treckern. Neun betagte Traktoren sind es mittlerweile, denen er wieder Leben einhauchen will.

Wenn jetzt die Abende länger werden und er früh von der Arbeit kommt, zieht es den Vlothoer Fahrlehrer oft in die Scheune. Hier warten auf ihn die automobilen Schätzchen, die zu Großvaters Zeiten jung gewesen sind und auch so wieder aussehen sollen.
Strahlende und funkelnde PS-Kraftprotze sucht man vergebens, dafür können Besucher sehr unterschiedliche Trecker bestaunen: beispielsweise einen Schlepper, der mit nur drei Rädern fährt, ein weiteres Unikat, das bereits über einen Allradantrieb verfügte, einen japanischen Mini-Schlepper und einen »Schnellläufer«. »Bei dem muss sich der Fahrer schon richtig am Lenkrad festklammern, um nicht herunter geschmissen zu werden«, so Hense.
Die Veteranen von Reinhard Hense sind wahre Scheunenfundstücke: Oldtimer, die in Bauernhöfen vor sich hin rosteten, auf denen Zentimeter dick der Staub lag und deren letzter Feldeinsatz schon weit zurückliegt. Diese Schlepper wieder flott zu bekommen, ist für den Vlothoer Treckerfan gleichermaßen Spaß wie Herausforderung.
Zu seinem Hobby kam der 54-Jährige vor zehn Jahren bei einem Besuch einer Oldtimer-Show des Alt-Traktoren-Clubs Herford. Beim Anblick der restaurierten Zugmaschinen kam der Fahrlehrer ins Schwärmen. Besonders fasziniert ihn an den Landmaschinen das, was unter den Blechkleid schlummert. Schließlich ist der Fahrlehrer gelernter Schmied für Landtechnik.
»Die Schraub- und Bastelarbeit ist für mich Entspannung pur«, sagt Reinhard Hense. »Den ganzen Tag mit Fahrschülern unterwegs zu sein, erfordert eine hohe Aufmerksamkeit und kann manchmal ganz schön nervenaufreibend sein. Wenn ich anschließend an meinen Traktoren schraube, kann ich meistens richtig gut abschalten.«
Sein ältestes Sammlerstück ist übrigens mehr als 65 Jahre alt und 22 PS stark. »Ein Normag NG 22«, schwärmt Hense. Nur noch 40 dieser Exemplare soll es in Deutschland geben. Ersatzteile zu besorgen ist oft ein ProblemÊ- insbesondere Zahnräder für die Getriebe sind kaum zu bekommen. Hilfe gibt es bei Ausstellungen, wo andere Besitzer von Trecker-Oldies ihre Liebhaberstücke zeigen. Bei solchen Treffen mit den alten Vehikeln wird gefachsimpelt. Und natürlich vorgeführt, was die betagten Landmaschinen noch an Leistung hergeben. Männer und ihre Spielzeuge eben.

Artikel vom 18.11.2004