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Großer Bahnhof für den ersten ICE in Paderborn im Dezember 2002 Bürgermeister Heinz Paus (3.v.r.), Verkehrsminister Axel Horstmann (4.v.l.) und die Bundestagsabgeordneten Gerhard Wächter (links) und Ute Berg (5.v.l.) glaubten an große Impulse für die Region. Ist nach vier Jahren schon wieder alles vorbei?

Paderborn droht das ICE-Ende

Bahn über Fahrgäste-Zahlen enttäuscht - Berg-Appell an Bürgermeister

Von Karl Pickhardt (Text)
und Wolfram Brucks (Fotos)
Paderborn (WV). Dem Paderborner Land droht auf der Schiene ein herber Rückschlag. Die IC- und ICE-Linie Ruhrgebiet/Kassel über Paderborn und Altenbeken steht offenbar vor dem Aus. Ende 2006 rollen an der Pader und in der Egge die letzten IC- und ICE-Züge.

»Wir werden das heutige Angebot sicherlich nicht in dem selben Umfang nach 2006 fortführen«, bestätigte jetzt erstmals die deutsche Bahn-Spitze Pläne, ICE-Züge in Altenbeken und Paderborn zu stoppen. In einem Schreiben an die Paderborner SPD-Bundestagsabgeordnete Ute Berg machte Dr. Karl-Friedrich Rausch als Vorsitzender der Geschäftsführung »Personenverkehr« eine mangelnde Nachfrage für diese Entwicklung verantwortlich. »Leider ist die Nachfrage im Fernverkehr auf dieser Strecke weit hinter unseren Erwartungen geblieben«, erklärte Rausch. Die Bahnhöfe in Paderborn und Altenbeken bleiben jedoch bei Fernzügen auf der Mitte-Deutschland-Verbindung auch weiterhin Haltepunkte, tröstete der Bahn-Manager. Derzeit halten acht Zugpaare (drei Intercity und fünf Intercity-Express) in Paderborn und Altenbeken.
Damit droht dem Paderborner Land ein nur vierjähriges ICE-Zeitalter. Erst im Dezember 2002 war der erste ICE in Paderborn und Altenbeken eingefahren und mit großem Hallo von regionalen Politikern begrüßt worden. Bahn und Land investierten zuletzt 2,5 Millionen Euro in eine Modernisierung des Altenbekener Eisenbahn-Knotenpunkts.
Die Paderborner SPD-Bundestagsabgeordnete Ute Berg hatte sich nach besorgten Äußerungen von Landesverkehrsminister Axel Horstmann zur Zukunft der Mitte-Deutschland-Verbindung bei dessen Besuch in Altenbeken an die Bahn-Spitze gewandt und nun aus dem Führungsstab in Berlin eine Bestätigung erhalten, dass die Bahn das ICE-Zeitalter über 2006 hinaus für Paderborn und Altenbeken augenscheinlich nicht verlängern möchte. Berg rief die beiden Bürgermeister Heinz Paus (Paderborn) und Hans Jürgen Wessels (Altenbeken) dazu auf, sich mit aller Kraft auch weiterhin gegen eine Reduzierung des heutigen Angebotes zu stemmen. Die Stadt Paderborn als zweites Oberzentrum der Region, aber auch die Gemeinde Altenbeken seien aus infrastrukturellen Gründen auf diese Verbindung unbedingt angewiesen. Auch im Interesse der heimischen Wirtschaft und der Hochschulen könne auf die IC- und ICE-Verbindung nicht verzichtet werden.
Bereits im vergangenen Frühjahr hatte sich die Politik erfolgreich gegen Pläne der Bahn durchgesetzt, die Mitte-Deutschland-Verbindung (Düsseldorf-Weimar) zu kappen. Als Nachfolge zum Interregio-Zeitalter (mit Stundentakt) hatte sich die Bahn jedoch vertraglich zu IC/ICE-Verbindungen verpflichtet. Dieser Vertrag mit den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Thüringen läuft Ende des Jahres 2006 aus.

Artikel vom 17.11.2004