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Patienten stimmen über
»ihr« Nikolaus-Hospital ab

Übernahme in Büren um sechs Monate verschoben

Von Heinz-Peter Manuel
Büren WV). Die Verschiebung der Übernahme der Trägerschaft des St. Nikolaus-Hospitals von der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus auf eine Gesellschaft bestehend aus dem Evangelischen Krankenhaus in Lippstadt und dem St. Johannisstift in Paderborn vom 1. Januar auf dem 1. Juli 2005 hat für weitere Ängste um den Fortbestand des Bürener Krankenhauses gesorgt. Besorgte Bürger sprechen von einer »Testphase«.

Nahrung erhalten haben die Befürchtungen durch einen Passus in einem Info-Brief, den Geschäftsführer Jochen Brink (Evang. Krankenhaus Lippstadt) geschrieben hatte. Darin hieß es wörtlich: »Die Übernahme der Trägerschaft ... ist für den 01.07.2005 vorgesehen; allerdings nur dann, wenn sich die Neukonzeption des Hauses als tragfähig erweist. Andernfalls wird das Haus geschlossen.«
In einem dem WV vorliegenden Brief an die Mitarbeiter des St. Nikolaus-Hospitals schreibt Brink, es sei nach wie vor fester Wille aller Beteiligten, dass die Trägerschaft wechsele. Eine Verschiebung der für den 1. Januar geplanten Übernahme erfolge aus »technischen Gründen«. Nach dem sehr späten Abschluss der Pflegesatzverhandlungen mit den Krankenkassen stünden dem Bürener Haus vom 1. Dezember an deutlich höhere Beträge zu. Das Geld könne aber erst 2005 abgerechnet werden. Deshalb sei die Verschiebung der Übernahme die »sauberste« Lösung.
Gegenüber dieser Zeitung sagte Brink gestern, es bleibe das Ziel, ein Krankenhaus der Grundversorgung in Büren zu erhalten. Nach der Schließung der Chirurgie und der Belegabteilungen zum Jahresende solle die verbleibende Innere Abteilung mit einem verbesserten Personalbestand ausgestattet werden. Dazu gehöre zum Beispiel die Aufstockung des ärztlichen Personals von bisher durchschnittlich sechs auf acht Vollzeitkräfte. Vom ersten Januar an zählt das Haus in Büren noch 76 Beschäftigte.
»Defizite kann sich
niemand leisten«
Nun sei es grundsätzlich bei jedem Krankenhaus aber so, dass die Krankenhäuser ihr Geld nur über Behandlungen verdienen können, es gebe keine Subventionen. Deshalb hänge sehr viel davon ab, in welchem Maß das Bürener Krankenhaus von der Bevölkerung angenommen werde. Für 2004 gehen die Verantwortlichen von 1800 bis 2000 Patienten der »Inneren« aus. Das entspricht in etwa den Zahlen der Vorjahre. »Wenn wir dieses Niveau halten, brauchen wir über eine Schließung nicht nachzudenken«, bemühte sich Brink, kursierenden Gerüchten die Spitze zu nehmen.
Sollten die Zahlen allerdings wegbrechen, helfe auch die neue Struktur nichts. »Ein defizitäres Haus kann sich auf Dauer kein Krankenhausträger leisten«, so Brink. Das sei kein typisch Bürener Problem.
Von den gemeinsamen Bemühungen um den Erhalt des Krankenhauses geht auch Reinold Stücke, Verhandlungspartner im Kirchenvorstand, aus. In den vergangenen Tagen sei ein entsprechender Vorvertrag zum 1. Januar verhandelt worden, der in den nächsten Tagen unterschrieben werden soll. Darin werde unter anderem die feste Absicht der Übernahme des Krankenhauses festgeschrieben. Stücke verwies auch darauf, dass die neue Struktur des Hauses mit allen Kostenträgern, mit Bezirksregierung und Land abgesprochen sei. »Es ist alles in bester Ordnung; jetzt geht es noch um Einzelheiten.« Für ihn bestehe an der Weiterführung und der Weiterentwicklung von St. Nikolaus »kein Zweifel«.
Als Beispiel nannte Stücke, dass die Krankenhausküche zum 1. Januar von einem neuen Träger, einer Tochter des Studentenwerks in Paderborn übernommen und weiter betrieben werden soll. Nach seiner Information sollen dort mindestens sieben Mitarbeiter beschäftigt werden. Derzeit sind es gut zehn.
Die positiven Aspekte betonte auch Pfarrer Peter Gede. Er sah den Willen zur Übernahme des Hauses, dessen Existenz aus seiner Sicht nicht gefährdet sei. Mit der Belegung zeigte er sich zufrieden.

Artikel vom 18.11.2004