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Vor dem »Abi« schon zur Uni

Kooperation Mauritius-Gymnasium mit der Uni Paderborn

Von Heinz-Peter Manuel
Büren/Paderborn (WV). Vor dem Abi zur Uni: Dank einer Kooperation zwischen dem Bürener Mauritius-Gymnasium und der Fakultät für »Naturwissenschaften« der Universität Paderborn können Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen zwölf und 13 nun als Erste ganz offiziell Veranstaltungen in den Fächern Physik und Chemie besuchen. Sie können »Scheine« erwerben, die bei einem späteren Studium anerkannt werden.

Schon seit einigen Jahren können Interessierte an Uni-Lehrveranstaltungen teilnehmen, allerdings unverbindlich und auf einzelne »Schnupper-Termine« beschränkt. Im Modell-Projekt »SchülerUni Paderborn« gehen die Fächer Physik und Chemie einen Schritt weiter. Ausgewählte Schülerinnen und Schüler können sich, wie Dekan Professor Dr. Hans-Joachim Warnecke gestern in Büren betonte, im Rahmen einer »privilegierten Partnerschaft« für ein ganzes Semester offiziell zum Studium anmelden. Etwas Vergleichbares gibt es bislang nur an der Uni Bochum.
Die Initiative dazu kommt aus Büren. Ausgehend von der Tatsache, dass die Schule nicht nur schwächere, sondern auch besonders leistungsstarke Schüler/innen fördern will, suchte die Schule nach entsprechenden Möglichkeiten. Schulleiter Reinold Stücke besprach das Anliegen mit dem ihm persönlich bekannten Professor Warnecke. Und schnell stellte man fest, dass die Absichten und Ziele der Schule und der Uni in hohem Maße übereinstimmen.
Konkret nutzen derzeit zehn »Mauritianer«, ausgesucht von den Lehrern der Schule, die Möglichkeit, an einem Praktikum in der Physik oder an einer Grundvorlesung in der Chemie in Paderborn teilzunehmen. Die »Jung-Studis« sind dabei den anderen Studierenden gleichgestellt, nehmen an Prüfungen teil und können Leistungsnachweise erwerben. Sie alle mussten sich verpflichten, den Stoff verpasster Unterrichtsstunden selbstständig nachzuholen.
Im Rahmen des Projektes, dass den Teilnehmern unter anderem den Einstieg in den Uni-Alltag erleichtern und Ängste vor dem Koloss Universtiät nehmen soll, werden die acht Jungen und zwei Mädchen bei Problemen sowohl von der Schule (Koordinator ist Dr. Franz-Georg Ott) als auch von der Hochschule betreut und unterstützt. Neben einer möglichen Verkürzung des Studiums können im Einzelfall auch falsche Weichenstellungen und damit verbundene spätere Studienabbrüche verhindert werden.
Der Uni geht es nicht um eine allgemeine Öffnung. Sie will, so Professor Dr. Peter Reinhold als Sprecher des Departments Physik, das Interesse an naturwissenschaftlichen Studiengängen wecken und wach halten. Er beklagte, dass an den Schulen meist eine naturwissenschaftliche Kultur fehle, die in anderen Fachbereichen oft vorhanden sei.
Einen weiteren Vorteil für die Schule sieht Reinhold Stücke: Durch den wieder engeren Kontakt zur Uni könnten auch die Lehrenden von diesem Austausch profitieren.
Das Projekt hat mit dem seit einem Monat laufenden Wintersemester begonnen. »Zehn Teilnehmer sind eine recht große Zahl. Wir wissen nicht, ob es in jedem Semester so viele geeignete Kandidaten gibt«, so Stücke. Die bisherigen Erfahrungen sind auf allen Seiten sehr ermutigend.

Artikel vom 18.11.2004