19.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bande verkauft
Beute bei ebay

120 teure Kettensägen gestohlen

Von Christian Althoff
Bielefeld (WB). Eine Bielefelder Detektei hat nach intensiven Ermittlungen eine dreiköpfige Diebesbande auffliegen lassen. Die Männer hatten im gesamten norddeutschen Raum im großen Stil Kettensägen aus Baumärkten gestohlen und diese bei »ebay« versteigert.

»Die Täter haben innerhalb weniger Wochen weit mehr als 100 der teuersten Motorsägen erbeutet«, sagte gestern Roland Niederkrome vom Bielefelder Unternehmen »ADS Detektive«.
Ein Mitarbeiter der Detektei hatte vor einigen Wochen bei einem Kontrollgang durch einen Baumarkt vier leere Kartons von Motorsägen des Herstellers »Dolmar« entdeckt. »Je nach Typ hatten die Sägen einen Wert bis zu 400 Euro«, sagte Niederkrome.
Auf der Suche nach der Methode, mit der die Diebe ihre schwere und sperrige Beute aus dem Markt geschafft haben könnten, entdeckte der Detektiv in der Gartenabteilung einen Elektro-Rasenmäher, dessen Karton fehlte. Aus den Aufzeichnungen der Computerkasse ergab sich, dass der Rasenmäher angeblich am Tag zuvor verkauft worden war. »Tatsächlich war es aber nur der Karton gewesen, in dem die erbeuteten Kettensägen waren«, berichtete Roland Niederkrome. Für die vier Motorsägen im Wert von mehr als 1000 Euro hatten die Täter an der Kasse lediglich den Preis des Rasenmähers entrichtet - 99 Euro.
Das Vorgehen der Diebe erschien dem Detektiv so professionell, dass er nicht an einen Einzelfall glauben wollte. Mit Hilfe des Inventurprogramms machte er Stichproben bei Filialen der Heimwerkermarktkette und ermittelte, dass mehr als 120 Motorsägen fehlten.
Der ADS-Mitarbeiter stöberte deshalb im Internet-Auktionshaus »ebay« nach »Dolmar«-Sägen und wurde fündig: Ein Mann aus Bremerhaven bot gleich mehrere nagelneue Sägen an und verkaufte sie jeweils für etwa die Hälfte des Ladenpreises. Niederkrome: »Nachdem wir die Spur des Täters aufgenommen hatten, haben wir Anzeige erstattet. Allerdings hat sich ebay vier Wochen Zeit gelassen, um der Polizei den Namen des Anbieters mitzuteilen.« In dieser Zeit seien weitere Beutestücke versteigert worden, kritisiert Niederkrome.
Als die Identität des mutmaßlichen Täters feststand, griff die Polizei zu. Sie nahm nicht nur den Anbieter fest (es handelt sich um einen polizeibekannten Mann aus Weißrussland), sondern auch zwei Komplizen, die ebenfalls aus Osteuropa stammen. Niederkrome: »Als nächstes müssen jetzt die Käufer der Kettensägen mit dem Besuch der Kripo rechnen. Denn wer ein solches Gerät für die Hälfte des Ladenpreises ersteigert, weiß natürlich, dass es sich nur um Hehlerware handeln kann.«

Artikel vom 19.11.2004