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In Löhne 431 Klienten

Wolfgang Spanier bei Schuldnerberatung der AWO

Von Wilhelm Friedemann
(Text und Foto)
Löhne-Bahnhof (LZ). Wolfgang Spanier ist Mitglied des Bundestags und besucht einmal im Jahr die Schuldnerberatungen seines Wahlbezirkes. Er setzt in diesem sozial relevanten Themenkomplex einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit. Gestern war er zu Gast in der für Löhne und Vlotho zuständigen Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle der AWO Löhne an der Froebelstraße.

Mit der Umsetzung von Hartz IV im kommenden Jahr geht die Löhner Beratungsstelle von einem erhöhten Zulauf aus. »Besonders die großen Einschnitte, die Besserverdienende hinnehmen müssen, werden dazu führen, dass Kredite nicht mehr zurückgezahlt werden können oder dass Eigentum nicht gehalten werden kann«, sagte Christa Lehmann, eine von drei Halbtagskräften.
»Ich sehe mein Gespräch in Löhne als Vorbereitung für einen Besuch bei der Agentur für Arbeit morgen in Bad Oeynhausen«, erklärte Spanier. Der Bundestagsabgeordnete versicherte, dass die Software in den Arbeitsämtern stabil laufe und dass bisher 99 Prozent der 11 000 Hartz IV-Anträge, die im Kreis Herford verschickt wurden, an die Ämter zurückgesendet worden sind. »In dieser Woche werden die ersten Bescheide verschickt«, weiß Spanier zu berichten und ist sich sicher, dass den Betroffenen durch die frühzeitige Information viel Unsicherheit genommen werde.
»In Deutschland stellen neben der Arbeitslosigkeit Ehescheidungen eine häufige Ursache von Überschuldung dar«, erklärte Wolfgang Spanier, der weiß, dass eine solche neue Situation zu »tiefgreifenden Veränderungen im Einkommen führt«.
Schuldnerberaterin Susanne Niebuhr nennt Banken, Versandhäuser und Mobiltelefonbetreiber als häufige Gläubiger. »Wir verwalten hier in Löhne 11,8 Millionen Euro Schulden, die sich auf 431 Klienten verteilen«, so Niebuhr. Dabei belaufen sich die Schulden im Einzelfall auf Summen, die zwischen 500 und 200 000 Euro liegen. »Meist kommen unsere Kunden erst dann, wenn die Miete nicht mehr bezahlt werden kann, vielfach ist das dann erst die Spitze des Eisberges.«
Schuldner, die eine Beratung suchen, müssen im Regelfall mit einer Wartezeit von vier Wochen rechnen, eine Insolvenzberatung findet erst nach zwölf Monaten statt. »Natürlich bieten wir in Krisenfällen auch eine Soforthilfe an«, ergänzt die Schuldnerberaterin und gelernte Sparkassenbetriebswirtin Regine Stoller-Wegener und rät den Betroffenen, erst einmal zu einem Beratungsgespräch zu erscheinen. Wolfgang Spanier zeigte sich erfreut über den Austausch mit der Löhner Schuldnerberatung und kann viele Anregungen und Fragen daraus in das heutige Gespräch beim Oeynhausener Arbeitsamt mitnehmen.

Artikel vom 18.11.2004