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Russlanddeutscher fuhr
britischen Soldaten um

Für die Kammer eine Strafaktion: zwei Jahre Haft

Von Manfred Schraven
Ein Geständnis auf Raten und das Bröckeln des strafrechtlichen Vorwurfs gingen gestern vor der Ersten Großen Strafkammer am Landgericht Paderborn so gut wie Hand in Hand. Bei Anklageerhebung hatte dem Angeklagten Johann F. noch eine Freiheitsstrafe von rund zehn Jahren wegen versuchten Totschlags gedroht. Verurteilt wurde er zu zwei Jahren auf Bewährung wegen gefährlicher Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

So traurig es klingt: Die Geschichte, die gestern vor der Ersten großen Strafkammer unter Richter am Landgericht Bernd Emminghaus verhandelt wurde, könnte sich fast an jedem Wochenende in Paderborn rund um das Hafenviertel so abspielen: Alkohol trifft auf Alkohol; in der Nacht zum 3. Oktober 2003 eskaliert die Sache und endet in einer »Strafaktion«. Die Beteiligten: Zwei junge Russlanddeutsche und eine handvoll junger britischer Berufssoldaten, von denen einer, der 23-jährige Robert Ch., von dem 22-jährigen Johann mit einem Mercedes auf offener Straße angefahren wurde. Nach Überzeugung der Kammer mit dem Vorsatz zu verletzen. Noch während der Ermittlungen hatte Vieles dafür gesprochen, dass der Fahrer versucht hatte, den britischen Soldaten zu töten. Staatsanwalt Dietmar Sauerland, der während der Verhandlung den Tötungsvorsatz zurückzog: »Durch das hartnäckige Schweigen des Angeklagten konnten wir nicht ausschließen, dass der Fahrer den Tod des Opfers in Kauf genommen hat.«
Abgespielt haben soll sich der nächtliche Streit in etwa wie folgt: Die beiden befreundeten gebürtigen Kasachen Johann und Andreas waren an einem Döner-Imbiss am Detmolder Tor mit zwei Briten aneinander geraten. Dabei wurde Johann durch einen Schlag zu Boden gestreckt. Die Briten liefen weg - Andreas im Nacken. Dann drehte sich das Bild. Die beiden Soldaten verfolgten den 25-jährigen Russlanddeutschen. Unterdessen war Johann in den Mercedes gestiegen und »nahm die Verfolgung« auf. In der Heiersstraße fuhr er dann auf eine Gruppe Engländer zu, aber noch vorbei. Dann drehte er und fuhr gezielt sein Opfer an. Für die Kammer eine »Strafaktion«.

Artikel vom 17.11.2004