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Perfider Raub
in Spielothek

Drei Jahre und neun Monate Haft

Bünde/Bielefeld       (uko). Mit einem ganz perfiden Raubzug erbeuteten drei Männer in einer Bünder Spielothek 2 300 Euro: Ein Komplize wurde dabei als Scheingeisel mit dem Tod bedroht. Am Montag verurteilte das Landgericht Bielefeld einen der Täter zu drei Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe.

Der Albaner Xhevdet B. war am frühen Abend des 27. Juni maskiert und bewaffnet in die Spielothek gestürmt. Der mit Motorradsturmhaube und Sonnenbrille bekleidete Mann bedrohte zunächst eine Aufsicht mit einer ungeladenen Gaspistole.
Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, setzte sich sein Komplize Andreas W. in Szene. Der 23-jährige gebürtige Kasache, der ebenfalls maskiert war, hielt plötzlich einem »Kunden« ein Messer an den Hals. Die Angestellte war angesichts dieser Situation so verängstigt, dass sie den Männern 2 300 Euro Bargeld gab.
Erst durch die Ermittlungen dere Polizei kam das ganze Ausmaß der Tat ans Tageslicht: Der vermeintliche Kunde Alija B. war der Mittäter der maskierten Räuber.
Andreas W. legte gestern ein umfassendes Geständnis ab. Die 2. Große Strafkammer befasste sich besonders intensiv mit dem Vorleben des Angeklagten. Bereits im Alter von 14 Jahren hatte W. - zwei Jahre nach seiner Übersiedlung von Kasachstan in die Bundesrepublik - seinen ersten Diebstahl begangen: Er stahl eine Tüte Pistazien.
Gemeinsam mit jugendlichen Komplizen legte er zwei Jahre darauf an seinem damaligen Wohnort in Mecklenburg-Vorpommern eine regelrechte Diebstahlserie hin. Ein Amtsgericht verurteilte W. sofort zu 16 Monaten Jugendstrafe. Das hinderte den jungen Mann nicht an weiteren Straftaten. Stets betonte er vor Gerichten, sich nun bessern zu wollen, mit dem Beginn einer Ausbildung nun »die Kurve in ein anständiges Leben« kriegen zu wollen.
Das Landgericht ließ sich am Montag von solchen »Lippenbekenntnissen« nicht blenden. Mit drei Jahren und neun Monaten Haft wegen räuberischer Erpressung bleibe W. eine Perspektive - und genügend Zeit, um in Strafhaft eine Ausbildung zu beginnen. - Die Prozesse gegen die Komplizen stehen noch aus.

Artikel vom 16.11.2004