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Tödliches Glatteis
Fall für Staatsanwalt

Rückte Streudienst trotz Frosts zu spät aus?

Von Hubertus Hartmann
Lichtenau (WB). Der erste tödliche Glatteisunfall dieses Winters in Ostwestfalen ist ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Sie prüft, ob Behörden geschlafen haben.
Ein Feuerwehrmann blickt auf den von der Brücke gestürzten Lkw. Foto: Brucks

Am Donnerstag war auf der spiegelglatten Talbrücke der Bundesstraße 68 bei Lichtenau-Grundsteinheim im Kreis Paderborn in den frühen Morgenstunden ein niederländischer Lastzug ins Rutschen geraten. Der 40-Tonner durchbrach die Leitplanke sowie das stählerne Brückengeländer und stürzte 25 Meter in die Tiefe (wir berichteten). Der 38-jährige Fahrer Steven S. aus dem niederländischen Kerkenveld (bei Zwolle) hatte keine Chance. Der Vater von vier Kindern wurde im Führerhaus von seinem eigenen Auflieger erschlagen.
Schon während der Bergung war vor Ort Kritik am Landesbetrieb Straßenbau laut geworden. Er ist für den Winterdienst in der Region verantwortlich. »Die Temperaturen lagen doch schon abends um den Gefrierpunkt«, meinte ein Feuerwehrmann. »Warum wird dann nicht vorausschauend an den bekannt kritischen Punkten gestreut?« Ein Streufahrzeug der Straßenmeisterei in Willebadessen-Peckelsheim war erst am Morgen auf der viel befahrenen B 68 unterwegs - doch offenbar zu spät. Der Fahrer hörte im Autoradio die Nachricht von dem spektakulären Unfall. . .
Von Amts wegen hat sich in die Todesfallermittlungen die Staatsanwaltschaft Paderborn eingeschaltet. »Wir prüfen derzeit, ob es irgendwelche Verantwortlichkeiten gibt und ob rechtzeitiges Streuen möglicherweise den Unfall verhindert hätte«, bestätigt Oberstaatsanwalt Günter Krüssmann gestern. Die Straßenmeisterei im nahe gelegenen Lichtenau war vor einigen Jahren geschlossen worden. Seitdem kommen die Streuwagen aus dem 25 Kilometer entfernten Peckelsheim.

Artikel vom 16.11.2004