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Zu Besuch beim
Mann im Mond

Katarina Kokstein führt Regie

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Katarina Kokstein ist neugierig, hat Phantasie und ist noch im Twen-Alter - beste Voraussetzungen, um ein Kinderstück zu inszenieren.

Dabei ist die Gast-Regisseurin fast noch zu jung für das altbekannte Märchenstück, das in den sechziger und siebziger Jahren als Fernseh-Verfilmung alljährlich am Heiligen Abend den Kindern die Wartezeit auf das Christkind verkürzte. Doch das Kinderbuch von Gerdt von Bassewitz hat sich in den letzten Jahren in den Kinderzimmern immer rarer gemacht. »Ich kannte das Märchen gar nicht, als ich gefragt wurde, ob ich das Weihnachtsstück inszenieren wolle«, gesteht die 29-Jährige. »Ich musste mir erst das Buch besorgen.«
Die erzählte Geschichte hat der gebürtigen Kölnerin dann aber auf Anhieb gefallen. »Ich mache das Stück nicht so wie im Film«, berichtet Katarina Kokstein über ihre Proben mit dem Kammerspiel-Ensemble. »Ich habe einige Änderungen vorgenommen und vor allem den Schluss weniger traurig gestaltet. Der Mann im Mond bleibt bei uns nicht allein zurück, sondern die Kinder nehmen ihn mit auf die Erde.«
In Paderborn hat Kokstein bereits Erfahrung sammeln können. Die junge Theaterfachfrau übernahm in der Spielzeit 1999/2000 eine Regisassistenz an den Kammerspielen und lieferte mit dem Kreisler-Stück »Du sollst nicht lieben« auch eine eigene Inszenierung ab. »Natürlich macht es einen Unterschied, ob man ein Stück für Erwachsene oder ein Kinderstück einstudiert. Aber auch bei der Arbeit für die jungen Zuschauer darf man die Psychologie der Figuren nicht vernachlässigen. Kinder sind ein kritisches Publikum, denen kann man nichts vormachen«, hat sie beobachtet.
Nach Kontakten zur freien Theaterszene in Köln, vierjähriger Regieausbildung an der Akademie in Ulm und der Regieassistenz in Paderborn hat Kokstein zwei Jahre am Braunschweiger Theater gearbeitet und versucht nun, als freie Regisseurin Fuß zu fassen. »Eigentlich bin ich seit zehn Jahren auf dem Weg, mich auszubilden.« Ihre Zeit an den Kammerspielen hat sie als sehr befruchtend erlebt. »Ich war hier in Paderborn sehr glücklich«, sagt Kokstein. »Ich mag das Haus und das Ensemble - das war ein guter Einstieg in meinen Beruf.«
Die Arbeit mit jungen Zuschauern liegt der Regisseurin sehr am Herzen. »Wir wissen, dass Kinder das Publikum von Morgen sind.« Natürlich gelte es auch, positive Werte zu vermitteln. »Wir können am Theater zeigen, dass es immer Lösungen gibt, die nichts mit Gewalt zu tun haben.«
Bei der Probenarbeit verlangt sie Disziplin: »Man kann die Schauspieler nicht schonen. In ein Kinderstück muss Tempo rein!« Besonders gespannt ist Katarina Kokstein auch auf die Musik. »Gerhard Gemke hat wunderschöne Lieder für die Aufführung geschrieben.«

Artikel vom 17.11.2004