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Viel Spaß und Verantwortung

Für Animateure beginnt die Bewerbungszeit für einen Einsatz im Sommer

Von Jürgen Vahle
Bielefeld (WB). Ab in den Süden, der Sonne hinterher: Auf diesen Weg machen sich im nächsten Sommer Tausende junger Leute. Sie haben nicht das große Los gezogen und einen Luxusurlaub auf Mallorca oder Ibiza gebucht. Nein, sie arbeiten dort, wo andere Urlaub machen - als Animateure.

Eingesetzt werden sie in den großen Ferienclubs, in kleinen Bungalow-Anlagen, auf Campingplätzen oder in Hotels. Noch vor Weihnachten trudeln bei den großen Unternehmen der Branche die ersten Bewerbungen ein.
Wie viele junge Leute vor allem in den Sommermonaten als Vortänzer an der Poolbar oder als erster Mann oder Frau an der Beachvolleyball-Anlage gebraucht werden, ist nicht bekannt. Alleine das Bielefelder Jugendreiseunternehmen »RUF«, das jedes Jahr 50 000 junge Leute in den Urlaub schickt, hat 1300 »Außendienstmitarbeiter« in den Ferienparadiesen der Welt im Einsatz.
Verlockend klingt das Angebot der Reiseunternehmen: Der Veranstalter zahlt Flug, Unterkunft, Logis und ein Handgeld zwischen 300 und 1300 Euro - die Animateure und Reiseleiter müssen dann nur noch eins tun: In den Clubanlagen immer gute Laune verbreiten. Meist sind sie sechs Tag in der Woche mindestens 15 Stunden pro Tag im Einsatz. Neben dem Traumarbeitsplatz wartet auch eine Strapaze auf die Animateure.
Deshalb werden von den Reiseunternehmen solche Personen gesucht, die sich als Spaßmacher vom Dienst mit hohem Verantwortungsbewusstsein und Durchhaltevermögen herausstellen. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Reiseunternehmen müssen sich die Bewerber in einer Vorauswahl harten Tests unterziehen. Wer beispielsweise bei »RUF« als Animateur unterkommen will, der muss zunächst online einen detaillierten Fragebogen ausfüllen. »Daran erkennen wir, ob sich der Bewerber bewusst ist, dass neben dem Spaß vor allem viel Arbeit auf ihn wartet«, begründet Thomas Gehlen, Sprecher des Unternehmens.
Neben Sprachkenntnissen müssen die Animateure bei »RUF« bereits 21 Jahre alt sein und genügend Zeit mitbringen. Mindestens vier Wochen müssen sich die Bewerber im Sommer zur Verfügung stellen. Auch mehrere Monate sind möglich.
Die aussichtsreichsten Kandidaten werden dann zu einem Interview gebeten. Ist auch das überstanden, wartet eine fünftägige hausinterne Schulung in Hillentrup. Selbst dort werden noch Kandidaten ausgemustert.
Andere große deutsche Reiseveranstalter haben ähnliche harte Auswahlkriterien. »Die sind auch nötig«, ist sich Thomas Gehlen sicher. Denn auf den Animateuren laste eine große Verantwortung. Nicht nur, dass das Gelingen eines teuer bezahlten Urlaubs vom Einsatz der Animateure abhängen kann, auch die Sicherheit der Gäste bei Sport und Spiel liegt in den Händen der »Spaßvögel unter Palmen«. Daher müssen die Animateure bei »RUF« eine fundierte Erste-Hilfe-Ausbildung und den Rettungsschwimmer nachweisen.
Neben dem Weg, sich direkt bei den Unternehmen zu bewerben, bilden auch einige Privatschulen Animateure aus - in Nordrhein-Westfalen beispielsweise das Institut ESP mit Standorten in Dortmund, Bonn und Duisburg. Die Schule arbeitet mit »TUI«, »Alltours« und »Thomas Cook« zusammen. Zwölf Monate dauert die Ausbildung dort, am Ende haben die Teilnehmer aber ein Zertifikat der Industrie- und Handelskammer in der Hand, das sie als gut ausgebildete Animateure auszeichnet. 6000 Euro kostet diese Ausbildung. Die Schule berichtetet aber, dass ein Arbeitsplatz nach erfolgreichem Abschluss so gut wie garantiert sei. Arbeitslose können zudem mit einer Förderung des Arbeitsamtes rechnen.

Artikel vom 19.11.2004