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»Europa« läuft auf Grund

Rettungskräfte proben für Schiffsunfall auf der Weser

Vlotho/Kreis Minden-Lübbecke (by). Mehrere hundert Kräfte des Rettungsdienstes und des Katastrophenschutzes kamen am Samstag bei der Großübung »Oberwesertour« des Kreises Minden-Lübbecke zum Einsatz. Erstmals war das angenommene Szenario ein schwerer Schiffsunfall auf der Weser bei Minden, bei dem rund 150 Verletzte und Hilfesuchende geborgen und versorgt werden mussten. Vor allem der Einsatz zu Wasser und zu Land mit einer derart großen Anzahl von Verletzten stellte viele der Helfer vor ungewohnt schwierige Herausforderungen, die sie aber trotz kleinerer Schwachstellen meisterten.

Sinn und Zweck war die Erprobung des Zusammenwirkens der Rettungseinheiten der Feuerwehren, der freiwilligen Hilfsorganisationen, der Polizei sowie der sonstigen Einrichtung und Institutionen. Dabei sollten etwaigen Schwachstellen auf den verschiedenen Ebenen des Rettungsdienstes und Katastrophenschutzes aufgedeckt werden, um sie für Ernstfall ausschalten zu können.
Die angenommene Unfallsituation: Das Ausflugsschiff »Europa« der Mindener Fahrgastschifffahrt ist mit einer Vielzahl von Passagieren an Bord zu einer Tagesfahrt von Minden nach Hameln unterwegs. Im Bereich der Südbrücke - Flusskilometer 201 - kommt es es zu einer heftigen Explosion im Maschinenraum. Das Schiff ist manövrierunfähig und treibt mit der Strömung ab. Dicker Rauch breitet sich aus dem Maschinenraum über die Lüftungsanlage auf Teilbereiche des Schiffes aus. Bemühungen der Schiffsbesatzung, das Schiff, das mehrfach Bodenberührung hat, am Bundeswehrhafen festzumachen, misslingen. In Höhe des Schiffsanlegers »Weserpromenade« läuft es mit einem Ruck auf Grund und bleibt im Uferkies stecken. Eine Landverbindung gibt es nicht. Beim Auflaufen werden mehrere Personen, die an der Reling stehen, über Bord geschleudert und treiben auf der Weser ab. Rettungsversuche der Besatzung bleiben ohne Erfolg.
Am Achterdeck bildet sich zusätzlich ein großer Teppich aus Öl und Dieseltreibstoff, was die Situation noch verschlimmert. Der Kapitän sendet den ersten Notruf an die Revierzentrale des Wasserschiffahrtsamtes. Danach gehen weitere Notrufe bei den Leitstellen der Polizei und der Feuerwehr ein, die den Großeinsatz auslösen.
Danach erfolgte die Einsatzabwicklung von der Leitstelle in der Mindener Feuerwache, unterstützt von der Leitungs- und Koordinierungsgruppe im Kreishaus. Die Übungsleitung vor Ort befand sich am Weserglacis. Zunächst galt es, die im Wasser treibenden Personen und die Verletzten vom Schiff zu bergen. Gleichzeitig musste das Feuer auf dem Schiff bekämpft werden. Die Bergung vom Schiff gestaltete sich schwierig, weil es keine Landverbindung gab, so dass Transporte über die riesige Leiter der Feuerwehr nötig waren.
Nach der Sichtung und Registrierung der Verletzten und zu Betreuenden erfolgte der Transport in die Krankenhäuser, simuliert über die Einsatzzentrale. Auf der Weser wurde eine Ölsperre eingerichtet. Neben Feuerwehren aus Minden und den umliegenden Orten sowie Einsatzkräften der Polizei kamen unter anderem Teams des DRK, des Malteserhilfsdienstes, der Wasserschutzpolizei, der DLRG-Taucher der Johanniter- Unfallhilfe, des Technischen Hilfswerks sowie Notärzte des Rettungsdienstes zum Einsatz. Für die realistische Notfalldarstellung hatte das DRK gesorgt. Feuerwehren und Hilfsorganisation der nicht beteiligten Bereiche stellten die 150 Darsteller, die die Rolle der Opfer übernahmen.
Was noch nicht zur Zufriedenheit klappte, soll nun, wie schon bei der anschließenden Manöverkritik mit Landrat Wilhelm Krömer, dem Leitenden Notarzt Dr. Dieter Stratmann, dem zuständigen Referenten Norbert Werger vom Kreis und Kreisbrandmeister Helmut Hevermann verlautete, in schriftlichen Berichten aufgearbeitet werden.

Artikel vom 15.11.2004