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»Trinke heute eher ein Glas Gift«

Kljaic zählt seine Torhüter an: »Die ziehen sich auf den Nachttopf zurück«

Minden (WB). Velimir Kljaic sprang von seinem Stuhl in der Pressekonferenz auf, hüpfte zur Seite und zeigte den Journalisten wie der richtige Stand zu sein hat. Und der GWD-Coach konnte sich nach wie vor nicht beruhigen, ließ kein gutes Haar an seinen indisponierten Torhütern.

»Ich bin mit dem Spiel einerseits zufrieden, andererseits - und damit meine ich nicht nur den Ausgang - nicht. Zufrieden, weil wir 37 Tore geworfen und eine starke Angriffsleistung geboten haben. Unzufrieden, weil das Spiel nach dem Wechsel durch unsere schwachen Torwarte entschieden wurde. Die müssen in den wichtigen zweiten 30 Minuten einfach mehr als nur läppische zwei Bälle halten.« Damit sprach er vielen Fans der »Grün-Weißen« aus der Seele, denn bei manch einem Gegentor ging ein kräftiges Raunen durch die Kampa-Halle, weil der Gast aus Lübbecke den Ball aus unmöglichem Winkel, sogar von der »Eckfahne« aus ins Mindener Tor bugsiert hatte. »Wenn ich einen Sack Kartoffeln ins Tor stelle, wird der vielleicht noch zwei, drei Mal mehr angeworfen. Ich habe beiden deutlich die Meinung gesagt. Die haben im Tor gestanden, als wenn sie sich auf den Nachttopf zurückziehen wollten.« Und wieder hüpfte »Velco« anschaulich vor den Journalisten, zeigte, worauf es bei den Keepern ankommt. »Schaut doch, die müssen auf den Zehenspitzen stehen. Wenn Du auf der Hacke stehst, fehlt die Beweglichkeit, um schnell reagieren zu können.« Kljaic und seine Torhüter - das ist inzwischen ein Roman mit Fortsetzungen. Schon nach dem Heimspiel gegen Hamburg hatte er Fredrik Ohlander und Malik Besirevic heftigst attackiert. Zurecht, denn man zahlt ja gute Gehälter, damit die Schlussleute dazu beitragen, dass Spiele gewonnen werden. Und das Mindener Duo blieb den Beweis der vor der Saison propagierten Klasse bis auf phasenweises Aufblitzen bislang schuldig. »Es ist nicht das erste Mal, dass die Torhüter ihre Leistung nicht abrufen konnten«, wetterte Kljaic weiter. Gerade in der Situation, wo drei Stammspieler angeschlagen sind und durch Youngster ersetzt werden mussten, hätte das Team die Unterstützung der Torhüter benötigt. »Freddy hält in der erste Halbzeit ausgezeichnet. Ich sag zu ihm: geh raus und mach weiter so. Doch nichts davon war zu sehen. Ich bin keiner, der die Torwarte häufig wechselt. Wenn einer gut hält, bleibt er drin. Doch hier musste ich immer wieder probieren.« Es hätten lediglich einige wenige Paraden seiner Keeper gefehlt. »Dann hätten wir gewonnen. So aber stehen wir wieder mit leeren Händen da.« Aufmunternde Worte erhielt er von Kollege Pfänder: »Mit solchen Leistungen wird Minden nicht absteigen.« Für Kljaic am Samstag kein großer Trost. »Ich trinke heute Abend kein Bier, sondern eher ein Glas Gift. Ich bin total fertig!«

Artikel vom 15.11.2004