15.11.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mörder des Bankboten gefasst

Augenzeugin gibt entscheidenden Hinweis - Richter erlässt Haftbefehle

Von Christian Althoff
Vlotho (WB). Der Mord an dem Bankboten Erwin T. (66) gilt für die Kripo als geklärt. »Wir haben den Schützen und seinen Komplizen gefasst«, gab Staatsanwalt Dieter Heidbrede gestern Abend bekannt. Eine Zeugin aus Vlotho (Kreis Herford) hatte der Mordkommission den entscheidenden Tipp gegeben. Die mutmaßlichen Täter Aleksej B. (24) und Hassan I. (26) stammen aus Osteuropa und wohnten in Preußisch Oldendorf.

Als Angestellter des Hiddenhausener Kurierunternehmens Hartmann hatte Erwin T. am Freitag Überweisungsformulare und andere Unterlagen aus der Sparkassenfiliale in Vlotho-Valdorf abgeholt. Als er die Filiale verließ, war er von einem Räuber niedergeschossen worden, der mit der wertlosen Dokumentenmappe entkam. Der Täter war durch ein Wäldchen in eine nahe Wohnsiedlung geflohen, wo offenbar ein Komplize im Fluchtwagen gewartet hatte. Erwin T. verblutete.
Ralf Östermann, Leiter der Mordkommission: »Etwa 20 Minuten vor dem Überfall hatte eine Bewohnerin dieser Siedlung beobachtet, dass ein mit zwei Männern besetzter blauer Suzuki Swift mit Mindener Kennzeichen in der Straße auf und ab fuhr.« Das kam der Frau verdächtig vor. Sie notierte das Kennzeichen, und als sie Stunden später von dem Mord erfuhr, informierte sie die Polizei. »Das war vorbildlich!«, lobte Polizeidirektor Bernd Stienkemeier.
Besitzer des Suzuki-Kleinwagens ist der Russlanddeutsche Aleksej B. Der Arbeitslose lebt zusammen mit seiner Mutter in Preußisch Oldendorf (Kreis Minden-Lübbecke) in einem Mehrfamilienhaus. Östermann: »In der Wohnung trafen wir nicht nur den 24-Jährigen an, sondern auch einen 26-jährigen Asylbewerber aus Kasachstan.« Dieser Mann namens Hassan I. wird verdächtigt, am Überfall beteiligt gewesen zu sein - möglicherweise als Fahrer. Gegen beide Männer, die nicht vorbestraft sind, erließ Amtsrichter Helmut Knöner gestern Haftbefehle wegen gemeinschaftlichen Mordes.
Die Tatverdächtigen bestreiten nicht nur den Raubmord, sondern behaupten, überhaupt nicht in Vlotho gewesen zu sein. Polizisten haben allerdings in der Wohnung eine Skizze des Sparkassen-Parkplatzes gefunden. Außerdem sind die Tatverdächtigen gestern 13 Zeugen vorgestellt worden. Östermann: »Im Fall von Aleksej waren sich mehrere Zeugen hundertprozentig sicher, dass er der Schütze gewesen ist.« Zudem wird derzeit beim Landeskriminalamt die Kippe einer Zigarette untersucht, die der Schütze kurz vor dem Mord vor der Bank geraucht haben soll.
Kurierunternehmer Rolf Hartmann reagierte erleichtert: »Auch wenn es uns Erwin nicht wieder zurückbringt, sind wir froh, dass die Täter gefasst sind.« Erwin T. sei ein »tausendprozentiger Mitarbeiter« gewesen: »Immer pünktlich und absolut zuverlässig.«
Erwin T. stammt aus Hiddenhausen und war Mitarbeiter der Brauerei Felsenkeller, bis er vor Jahren in den Vorruhestand ging. Weil ihm das aber zu langweilig war, fuhr er als Kurierfahrer täglich zwölf Sparkassenfilialen an. Selbst nach einer Bypass-Operation wollte er diese Tätigkeit nicht aufgeben. Tragisch: Seit der Herz-OP musste Erwin T. wie alle Bypass-Patienten täglich den Blutgerinnungshemmer »Makumar« einnehmen - ein Medikament, dass im Falle stark blutender Verletzungen den Tod bedeuten kann. . .

Artikel vom 15.11.2004