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Frischer Wind weht in der »Konfitürenküche«

Stute gilt als mustergültiger Ausbildungsbetrieb

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Ideologisch beseelte Gewerkschafter müssen sich wohl ein neues Feindbild suchen. Denn bei ihrem langjährigen »Lieblingsfeind«, den Paderborner Stute Nahrungsmittelwerken, weht nämlich ein neuer Wind.

Pflegten Geschäftsleitung und Betriebsrat in der Vergangenheit häufiger die juristische Kontroverse als den konstruktiven Dialog, sagt Geschäftsführer Michael Berghorn heute: »Zum Betriebsrat haben wir ein gutes Verhältnis«. Das von der Geschäftsleitung gesetzte Signal, zur Festigung der Markposition und damit zur Sicherung der Arbeitsplätze gemeinsam an einem Strang zu ziehen, hätten die Mitarbeitervertreter im Unternehmen verstanden. Man rede regelmäßig mit einander und plane gemeinsam ein flexibles Arbeitszeitmodell.
Mit rund 600 eigenen sowie weiteren 300 Mitarbeitern in ausgegliederten Firmen zählt die Stute-Gruppe zu den größten Arbeitgebern in Paderborn.
Seinen Nachwuchs rekrutiert Stute mittlerweile vorwiegend aus den eigenen Reihen. 1998 hat das Unternehmen umgerechnet 2,5 Millionen Euro investiert und die Ausbildungswerkstatt wiederbelebt. »Seitdem haben wir die Zahl der Auszubildenden kontinuierlich erhöht und jeden, der bleiben wollte, auch übernommen«, betont Ausbildungsleiter Manfred Werner. »Mit unseren eigenen Leuten haben wir die besten Erfahrungen gemacht.«
79 junge Leute werden zurzeit in den Berufsfeldern Lebensmitteltechnik, Elektro, Metall, Mechatronik und IT oder zu Kaufleuten ausgebildet. Dazu kommen 18 externe Auszubildende. Vor allem für den Beruf des Mechatronikers gebe es kaum eine vergleichbare Ausbildungswerkstatt in der Region, stell Werner nicht ohne Stolz fest. »Die Ausbildung zum Mechatroniker kostet die Firma etwa 40000 Euro, und die Zukunftsaussichten sind glänzend. Da ist es klar, dass wir die jungen Leute auch gerne behalten möchten.«
Die Qualität der Ausbildung bei Stute preist auch der Paderborner Geschäftsstellenleiter der Industrie- und Handelskammer, Thomas Herold, in den höchsten Tönen. Kein Wunder: Die Durchfallerquote liegt für Stute-Lehrlinge seit Jahren bei Null.
Bauchschmerzen bereitet den Verantwortlichen im Unternehmen indes die Qualität der Bewerber. »Es gibt zwar eine Vielzahl von Interessen, aber nur die wenigsten sind wirklich geeignet«, kritisiert Manfred Werner das »teilweise erschreckend schwache Bildungsniveau« der Kandidaten. Man habe deshalb in diesem Jahr nicht alle Lehrstellen besetzen können. Das gelte vor allem für den Bereich Lebensmitteltechnik - »obwohl Fachkräfte beste Berufschancen haben«.
In Kooperation mit der Paderborner Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) fördert Stute zudem Absolventen eines Dualen Studiengangs. Siehe auch Wirtschaftsseite

Artikel vom 13.11.2004