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Klassischer Auftakt - populäres Finale

Herbstkonzert des MGV Eintracht 1878: Kompositionen von Mozart, Grieg und Udo Jürgens

Schloß Holte-Stukenbrock (al). Wenn der MGV Eintracht 1878 Stukenbrock zu seinem traditionellen Herbstkonzert einlädt, können sich die Besucher auf ein überraschend vielseitiges und interessantes Programm freuen. Es ist weitaus mehr als das herkömmliches Männerchor-Repertoire, auf das der Profidirigent Horst Petruschke zurückgreift, vielmehr achtet er auf eine gute Mischung aus E-und U-Musik, Vokal- und Instrumentalbeiträge und oft Einbeziehung von Solisten.

Das Konzert am Samstag Abend, zu dem der erste Vorsitzende Adolf Pahl die Zuhörer in der vollbesetzten Aula der Katholischen Grundschule Stukenbrock, darunter den Bürgermeister und die Pfarrer beider Kirchen begrüßte, hatte einen klassischen Auftakt mit drei Sätzen von W. A. Mozart. »Wo Musik sich frei entfaltet«, der Text dieses homophonen Satzes könnte zugleich als Motto des Abends gelten.
Während seiner Wiener Zeit schrieb Mozart eine ganze Reihe von Kanons als Gelegenheitswerke, die im geselligen Kreis gesungen wurden. Einer davon war der dreistimmige »Heiterkeit und leichtes Blut« und der anspruchsvolle zwölfstimmige Quadrupelkanon »VĂ•amo di core«. Aufgeteilt in drei vierstimmige Chöre bewiesen die Sangesbrüder hier eine erstaunliche Sicherheit, überraschten mit einer lockeren Stimmführung und Intonationsreinheit. Erstmals hatte der MGV dieses komplizierte Werk im Programm - eine gelungene Premiere.
Zwei junge Klavierschüler von Horst Petruschke, Katharina Flege (19) und Christopher Frieler (17) gaben dann eine beste Visitenkarte ab. Gut aufeinander eingespielt, sicher und exakt musizierten sie in einer vierhändigen Klavierfassung (von Arnold Schönberg!), die Zwischenaktmusik II und III aus »Rosamunde« von Franz Schubert und die »Morgenstimmung«, das Allegretto pastorale aus Edvard Griegs erster Peer-Gynt-Suite. Dazwischen eingebettet erklang Schuberts achtstimmiger, chorisch anspruchsvoller »Gesang der Geister über den Wassern«, sicher am Klavier begleitet von Katharina Flege. Abschluss und Höhepunkt des ersten Programmteils war die populäre »Landerkennung - Und das war Olav Trygvason« von Edvard Grieg in einer überzeugenden Interpretation. Die beiden Pianisten waren dem nuancenreich agierendem Chor und Michael Klein vom Landestheater Detmold mit seiner warm timbrierten Tenorstimme eine verlässliche instrumentale Stütze.
Der zweite Teil des Konzerts war eine große Hommage an Udo Jürgens, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feierte. Horst Petruschke hat einige der bekanntesten und populärsten Songs und Lieder dieses Ausnahmekünstlers, verbunden durch Zwischentexte zur Vita des fast schon legendären Sängers (sympathisch präsentiert von Rainer Frieler), zu einem gelungenen Potpourri für Chor, Soli und Instrumente gebündelt. Mit spürbarer Begeisterung überbrachten die motivierten Sangesbrüder die Hits und Evergreens, fröhliche, lyrische oder nachdenkenswerte, die immer ein Stück Lebensgefühl reflektieren.
Neben Michael Klein als einziger Profisänger (der auch als einziger Notenvorlagen brauchte) profilierten sich die Solisten aus den Reihen des Chors nicht nur stimmlich erstaunlich souverän. Es waren Hans Brünger, Klaus Frieler, Jörg Penkert und Helmut Kubina. Für ein sicheres instrumentales Fundament sorgten neben dem oft Impulse gebenden versierten Pianisten Malte Samtenschnieder noch Thomas Obbelode, der mit seinem Keyboard aparte Klangfarben einbrachte und Angela Josupeit, E-Bass. Der Beifall des Publikums erreichte Orkanstärke und Zugaben waren programmiert: »Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an« und »Das ist Dein Tag«.

Artikel vom 16.11.2004