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Geschockt über brutalen
Mord vor der Sparkasse

Kurierfahrer in Valdorf erschossen - Täter flüchtig

Von Jürgen Gebhard (Text)
und Jörn Hannemann (Fotos)
Vlotho-Valdorf (VZ). Entsetzen, Trauer und Wut: Wie kann es in einer ansonsten eher beschaulichen Kleinstadt zu einer solchen brutalen Bluttat kommen? Auf diese Frage gab es nach dem heimtückischen Mord an einem 66-jährigen Kurierfahrer vor der Sparkasse in Valdorf keine Antwort.

Der Mörder lauerte dem bei einer Fremdfirma beschäftigten Kurier am Freitag gegen 9.30 Uhr vor der Sparkassenfiliale an der Salzuflener Straße auf. »Er wollte dem Fahrer die Dokumententasche entreißen. Es kam zum Handgemenge, der Mann zog die Pistole aus der Jackentasche und feuerte mehrmals los«, beschrieb Polizeihauptkommissar Detlef Albers den Hergang. Der Täter riss die etwa 35 mal 45 Zentimeter große grüne Kunststofftasche an sich und flüchtete zu Fuß über den kleinen Gehweg Richtung Neubaugebiet Weizenkamp/Valdorfer Straße.
Ein Mediziner aus Vlotho und der Herforder Notarzt versorgten den Schwerverletzten wenig später im Eingangsbereich der Sparkasse. Gegen 10 Uhr wurde der Kurierfahrer mit dem Rettungswagen ins Kreiskrankenhaus nach Herford gebracht. Wenig später erlag er dort seinen Verletzungen.
Mehrere Zeugen hatten das Geschehen aus nächster Nähe beobachtet. In einem Hinterzimmer der Sparkassen-Filiale gaben sie ihre Aussagen zu Protokoll, konnten zunächst aber nur eine recht vage Personenbeschreibung vom unmaskierten Täter abgeben: 25 bis 30 Jahre alt, männlich, schlank, 1,75 bis 1,80 Meter groß, blaue Jeans, dunkle Jacke und eine »baskenmützenartige Kopfbedeckung«.
Filialleiter Karl-Heinz Heuermann konnte den Ermittlungsbeamten wenig zum Tathergang berichten: »Der Kurier hatte gerade das Haus verlassen, da fielen draußen schon die Schüsse.« Als Vorstandsmitglied der Sparkasse Herford war Günter Hempel sofort nach Valdorf geeilt: »Unfassbar«, sein einziger Kommentar. »Ein solcher Überfall ist absolut sinnlos«, zeigte sich auch der frühere Valdorfer Filialleiter Klaus Gebler betroffen von dem brutalen Raubmord. Die Kurierfahrer hätten nie Geld dabei, lediglich Buchungsbelege, Schecks oder andere interne Schriftstücke: »Damit kann kein Mensch etwas anfangen.«
Geschockt über das unfassbare Geschehen direkt vor ihrer Haustür waren ebenso zahlreiche Nachbarn: »Wer denkt denn an so etwas? Wir haben die vier Schüsse gehört. Aber wir dachten, das sind irgendwelche Kinder mit Knallern«, sagten Ian und Janine Parker. Rentner Karl Klocke aus dem Haus gegenüber schaute gerade aus dem Fenster, wurde Zeuge des Mordes: »Ich dachte, die schlagen sich. Ich hab' Schreie gehört und Schüsse. Dann rannte einer weg.«
Die Nachricht von dem Mord vor der Sparkasse und dem flüchtigen Täter hatte sich am Freitag in Windeseile in Valdorf herumgesprochen. Aus Sorge um die Kinder durften die Grundschüler in Topsundern nicht auf den Schulhof. Sie mussten die Pausen unter Aufsicht der Lehrer in den Klassenräumen verbringen.
Einsatzkräfte aus den Nachbarkreisen Minden-Lübbecke und Lippe und ein Hubschrauber unterstützten die Herforder und Vlothoer Polizei bei der Fahndung. 40 Spezialkräfte einer Sondereinheit aus Bielefeld durchkämmten noch am späten Nachmittag den Nahbereich - bis zum Abend allerdings ohne Erfolg.
Seiten Politik 1/OWL

Artikel vom 13.11.2004