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Lübbecker Heimatkultur vom Feinsten

Echter Dauerbrenner: 30. Westfälischer Abend wurde wieder mal seinem Anspruch gerecht

Von Erwin Eisfeld
Lübbecke (WB). Wenn draußen das Laub von den Bäumen fällt und Novembernebel das Lübbecker Land einhüllt, dann ist alljährlich Zeit für den »Westfälischen Abend«. Auch in diesem Jahr, der mittlerweile 30. Auflage, kamen wiederum 600 Besucher in die Stadthalle. Erst nach gut drei Stunden wurden sie auf den Heimweg entlassen.

Aus einer »Schnapsidee« des damaligen Kulturamtsleiters Kurt Kinast entstanden, war eigentlich gar nicht an eine Wiederholung gedacht. Man wollte den Menschen nur zeigen, wie lebendig die volkstümliche Kulturszene in Lübbecke ist. So wurde aus einer Einmaligkeit ein echter Dauerbrenner - und der hat im Laufe der Jahre nichts von seiner Attraktivität eingebüßt.
Martin Obermeier, von Beruf Leiter der Lübbecker Musikschule Pro Musica, führte wiederum in bewährt-charmanter Weise durch's Programm. Zu jedem der auftretenden Vereine wusste er eine Anekdote zu erzählen. Diese Informationen garnierte er zudem mit Wissenswertem über Komponisten und Originalinterpreten. Denn nicht jeder dürfte gewusst haben, dass so manch vorgetragenes Lied oder Stück bereits die Beatles oder Frank Sinatra zu Welterfolgen geführt hat.
Eine Kostprobe dieser auf Lübbecker Volkstümlichkeit adaptierten Erfolge gab gleich zu Beginn der Volkschor Gehlenbeck. Unter der Leitung von Bernhard Feldkötter waren »So leb dein Leben« (weltbekannt auch als »My Way« von Frank Sinatra), »Freunde fürs Leben« (»Down by the riverside«) oder »Halleluja - sing ein Lied« (Siegertitel des Grand Prix de la Chanson 1979) Garanten für einen unterhaltsamen Chormusikabend.
Das Akkordeonorchester unter Klaus Nowack knüpfte nahtlos an. Nach dem »Radetzki Marsch« wurden die schönsten Melodien aus Carl Zellers »Vogelhändler« wirkungsvoll zu Gehör gebracht. Und als dann ein Erinnerungs-Potpourri an die »vier Pilzköpfe« aus Liverpool, die Beatles, erklang, war der Bann gebrochen. Als Zugabe überraschte das Akkordeon-Orchester dann noch mit einem Querschnit durch bekannte Titelmelodien von Kriminalfilmen (Derek, Miss Marple, Kriminaltango) - die Musikanten demonstrierten mit diesem Repertoire eindrucksvoll die Vielseitigkeit ihres Instruments.
Der Männergesangverein Lübbecke (Leitung: Frank Sussdorf) zeigte sich einmal mehr von seiner Schokoladenseite. Es erklangen wunderbare Melodien wie »Der Jäger Abschied«, »Lebewohl du schöner Wald« und der Bestseller der Chorliteratur »Wenn ich ein Glöcklein wär«.
Die Lacher auf ihrer Seite hatte wieder einmal die Jugendgruppe der Spielgemeinde Nettelstedt. Diesmal hatten sich die Nachwuchsschauspieler einen Sketch des großen Loriot ausgesucht. Wer kennt sie nicht, die Geschichte von »Mutters Klavier«? Die hochmotivierten Nettelstedter haben es verstanden, Loriots komisch-dramatisches Werk mit Esprit und Witz auf die Bühne zu bringen. Dafür gab es Sonderapplaus.
Nach der Pause ist beim Westfälischen Abend traditionell BSC-Zeit. Heinrich und Erna, die beiden Blasheimer Originale, brachten die Halle zum Kochen. Und die Prominenten in der ersten Sitzreihe (so Bürgermeisterin Susanne Lindemann) bekamen gleich »ihr Fett weg« - freilich auf die lustige Art. Mit Sketchen, Volkstänzen und einer Discoeinlage in Lederhosen zeigten die Blasheimer, wie es in ihrem Heimatdorf beim »Tanz up de Deel« zugeht.
Nach diesem turbulenten Auftakt ging es mit der Folkloregruppe Repe besinnlicher zu. Nach den olympischen Spielen in Athen und dem Fußball-Europameisterland Griechenland verzauberten die Instrumentalisten das Publikum mit griechischer Folklore. Gekonnt und perfekt vorgetragen - wie immer. Gleiches Prädikat verdient sich das Lübbecker Schützen-Musik-Corps. Unter der Stabführung von Uwe Grothus wurden spieltechnisch anspruchsvolle »Pazifik Dreams« brillant dargeboten.

Artikel vom 15.11.2004