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Kritisierende entlarvt

Raum und Zeit für polarisierende Kunst


Mag die Isolierzelle des Herrn Hagebölling künstlerischer Ausdruck eines politischen Anliegens oder Mittel zur öffentlichen Selbstdarstellung sein, interessant ist der Reflex, den sie unmittelbar in der Bevölkerung auslöst: Das Nicht-Genehmigte, nicht Institutionalisierte wird mit den skurrilsten Begründungen abgewehrt (Unfallgefahr), dessen inhaltliche Bedrohung durch moralisierende Appelle (»Verunglimpfung unserer amerikanischen Freunde«) zu neutralisieren versucht. Diesen Grad an Auseinandersetzung erreicht man ausschließlich durch Provokation, deren Stilmittel nun einmal nicht das Einreichen und Bewilligen von Anträgen ist.
Deshalb hebt sich Hageböllings Kunst in diesem Fall nicht nur ästhetisch von den ziegenhütenden Gartenzwerggestalten und anderer, auch in neuester Zeit, in den öffentlichen Raum gebrachten »Kunst« ab, sondern entlarvt auch den Kritisierenden in seiner Fähigkeit oder Unfähigkeit, andere Auffassungen zu tolerieren. Herr Schmandt bringt es im Interview auf den Punkt, indem er anmahnt, eine derartig lange Duldung der Isolierzelle entspreche nicht dem Stil des Theodorianums. Aufgrund meiner Erfahrungen als ehemaliger Theodorianer zweifele ich keine Sekunde an diesem Satz, ohne seine Intention zu teilen. Im Gegenteil: Kunst die polarisiert, die Diskussionen provoziert und Auseinandersetzungen fördert, sollte Zeit und Raum gegeben werden. Sicher war der Platz auf dem Theo-Schulhof dafür nicht der schlechteste.THOMAS REELSEN
Adelheidstraße 27
Paderborn

Artikel vom 13.11.2004