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Untersuchung
wird erweitert

Grundwasser mit Nitrat belastet

Diepenau/Rahden/Espelkamp (WB/fq). Ein Gürtel stark mit Nitraten belasteten Grundwassers zieht sich von Stolzenau über Uchte und Warmsen bis nach Diepenau.

So stellten die Mitglieder vom VSR-Gewässerschutz in je einem privat genutzten Brunnen in Anemolter 123 Milligramm Nitrat pro Liter, in Holzhausen 111 Milligramm, in Nendorf 166 Milligramm, in Lohhof 177 Milligramm, in Uchte 113 Milligramm, in Westerbruchsheide 160 Milligramm und in Diepenau 257 Milligramm fest. Verwendet man dieses Grundwasser zum Bewässern im Garten, kann es zur Nitratanreicherung in Gemüsesorten kommen. In mehr als der Hälfte der 52 untersuchten privat genutzten Brunnen im Raum Stolzenau, Raddestorf, Warmsen, Diepenau, Uchte-Steyerberg lag die Nitratkonzentration oberhalb 50 Milligramm pro Liter, dem Grenzwert für Trinkwasser der Weltgesundheitsorganisation -Êin einem Fünftel der Proben sogar über 100 Milligramm.
»In Rahden sind die Werte des Trinkwassers einwandfrei«, erklärte hingegen Ludger Ellers, Leiter des Wasserwerkes. Die Messungen hätten Nitratwerte von 25 Milligramm pro Liter ergeben -Êweit unter dem Grenzwert. Etwa halbjährig, so Ellers, würden die Trinkwasserwerte überprüft.
Die Grundwasser-Untersuchungen sollen nun nach Süden und über die Weser hinweg ausgedehnt werden, um die Ausbreitung der hochbelasteten Bereiche genauer abschätzen zu können. Das Infomobil der Umweltschützer wird am 19. November in Petershagen und Espelkamp Station machen. Private Brunnennutzer der Region können dabei die Qualität ihres selbst geförderten Brunnenwassers bestimmen lassen.
»Wasser ist ein Allgemeingut, und jede Verschmutzung muss unbedingt unterbunden werden. Es ist nicht hinzunehmen, dass Bürger ihre Brunnen nicht mehr nutzen können, die Agrarindustrie aber weiterhin das Grundwasser mit Einträgen belastet«, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende der Umweltschutzorganisation VSR-Gewässerschutz. »Seit Jahrzehnten sind die Grundwasserprobleme bekannt, aber die verantwortlichen Politiker schaffen immer noch keine Rahmenbedingungen, um unseren Nachkommen eine sichere Trinkwasserversorgung zu gewährleisten.«
Nitrate nimmt der Mensch über sein Trinkwasser und seine Ernährung zu sich. Mögliche Gefährdungen gehen dabei nicht vom Nitrat selbst aus, sondern vom Nitrit, das durch die Umwandlung aus Nitrat entsteht. Nitrit bildet mit Eiweißabbauprodukten -Ê »Amine« -Êkrebserzeugende Nitrosamine. Bei Trinkwasser mit erhöhten Nitratwerten steigt das Risiko an Krebs zu erkranken. Werden Säuglinge mit nitratbelastetem Wasser ernährt, kann es zur Blausucht kommen. »Nitrat ist ein Bestandteil vieler Dünger in Landwirtschaft und Gartenbau. Wurde zu stark oder zum falschen Zeitpunkt gedüngt, kommt es zu einer verstärkten Auswaschung und zu höheren Nitratkonzentrationen im Grundwasser. Im ökologischen Landbau findet keine so große Auswaschung ins Grundwasser statt, da keine Mineraldünger verwendet und die Felder nachhaltig bewirtschaftet werden«, sagt Bareiß-Gülzow.
Brunnenwasser- und Bodenproben können am Freitag, den 19. November von 9 bis 11 Uhr auf dem Bismarckplatz in Lahde und von 13 bis 15 Uhr auf dem Wilhelm-Kern-Platz in Espelkamp den Fachleuten am Infomobil vom VSR-Gewässerschutz übergeben werden. Zur Probenahme und Transport sind Mineralwasserflaschen besonders geeignet, die zuvor mehrmals mit dem jeweiligen Brunnenwasser gespült wurden. Bei Untersuchungen auf die Trinkwasserqualität darf die Probe höchstens vier Stunden vor der Abgabe am Infomobil abgefüllt werden.

Artikel vom 12.11.2004