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Ganz Paderborn stand hinter den Pokalhelden

Hätte Rolf Lippegaus doch bloß drei Kerzen entzündet

Von Hubertus Hartmann, Rüdiger Kache (Text) und Wolfram Brucks (Fotos)
Paderborn (WV). Rolf Lippegaus hätte beinahe das Erfolgsrezept gefunden. In der Halbzeit zündete der VIP-Manager des SC Paderborn 07 gleichermaßen gläubig wie hoffnungsfroh eine Kerze an. »Ich hab's doch gewusst«, jubelte er, als mit dem Schlusspfiff noch der Ausgleich fiel. Dass es im Pokalkrimi gegen den SC Freiburg dann doch nicht reichte, war wohl wirklich nur Pech - oder?

9 122 Zuschauer, so die offizielle Zahl, verfolgten gestern das Spiel des Jahres. Allein 4 000 Schülerinnen und Schüler hatten die heimischen Bus-Unternehmen ins Hermann-Löns-Stadion gekarrt. Sie sorgten mit all den anderen Fans für ein volles Haus und tolle Stimmung. Da staunte selbst Freiburgs Trainer Volker Finke: »Eine vorbildliche und nachahmenswerte Aktion«.
Unter dem Motto »Wir pusten Freiburg weg« setzte schon vor dem Anpfiff ein schrilles Konzert aus 3 000 Fan-Tröten ein, die der SCP an den Eingangstoren kostenlos verteilte. Der Pokalhit gegen den Bundesligisten mobilisierte buchstäblich die Massen. Grundschüler, Hausfrauen, Handwerker, Politiker und Professoren - an diesem denkwürdigen Tag standen alle wie eine Mauer hinter der SCP-Truppe. Weder Wind noch Wetter schreckte sie ab: Die Paderborner Fußballfans sangen und klatschten sich warm.
Hätte Geschäftsführer Michael Born das geahnt, dann wäre sicher die dreifache Menge an Pokalschals bestellt worden. Binnen weniger Minuten waren die 150 Stück vergriffen. »Wir sind sogar noch die restlichen Schals vom HSV-Spiel los geworden«, freute sich Werner Schäfers. Seit 30 Jahren ist er im Fan-Shop aktiv, doch einen derartigen Run hat er selten erlebt.
Jan Vossebürger, Manuel Mertens und Philipp Korte erlebten das Match in der Südkurve. Eigentlich hätten sie Häkeln und Sticken sollen, doch die beiden letzten Stunden Textiles Gestalten wurden zu Gunsten von König Fußball gestrichen. »Dies ist auch viel besser«, freuten sich die drei Realschüler aus Salzkotten.
Auch Kai Menke (8) und Dominik Malossek (9) werden diesen Tag nie vergessen. Als Kapitäne der E-Schüler-Teams von TuS Warstein und Tura Elsen durften sie an der Hand von SCP-Spielführer Thijs Waterink und Gäste-Torwart Richard Golz ins Stadion einlaufen. Die Paderborner Werbegemeinschaft hatte für die Kicker extra 50 Meter roten Teppich bis in den Mittelkreis gerollt.
Warum Paderborn im Elfmeterkrimi dann doch noch mit 3:6 verlor? Weil Rolf Lippegaus nur eine Kerze angezündet hatte. Hätte er einen Dreierleuchter genommen, dann wäre der Pokaltraum wohl noch weiter gegangen. (Bericht im Sportteil)

Artikel vom 11.11.2004