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Erinnerung hat einen Ort

Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht 1938


Herford (bex). Es war keine Gedenkveranstaltung wie so viele. Zum Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 1938 konnten die Veranstalter vom »Kuratorium für eine Dokumentations- und Begegnungsstätte zum Erinnern, Forschen und Gedenken« erstmals mit der Gewissheit zum Mahngang einladen, jetzt endlich ebenjenen Ort gefunden zu haben. Der Zellentrakt im ehemaligen Polizeigefängnis im Rathaus wird für diese Zwecke in den kommenden Monaten hergerichtet (siehe gestrige Ausgabe).
Die Gedenkveranstaltung begann mit einer Ansprache des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Herford/Detmold, Harry Rothe, vor der Synagoge an der Komturstraße. Er forderte dazu auf, sich auch nach vielen Jahren immer wieder den leidvollen Kapiteln deutscher Geschichte zu stellen. »Durch Verdrängen werden wir damit nicht fertig.« Wie das Geschehene reflektiert werde, darüber könne durchaus gestritten werden: »Denn ich weiß nicht, ob wir die richtige Form des Gedenkens gefunden haben.« Er bedankte sich ausdrücklich beim Kuratorium für die Ausrichtung dieser Veranstaltung.
Nach einer Schweigeminute zogen die Anwesenden zur neuen Gedenkstätte. Im Rathauskeller begrüßte »Hausherr« Bruno Wollbrink die rund 100 Gäste. Eine Lesung von Jutta Heckmanns und eine Einführung zur Geschichte des Zellentraktes von Christoph Laue schlossen sich an. Die Besucher konnten Anregungen zur weiteren Ausgestaltung der Gedenkstätte geben, die dort bei der öffentlichen Mitgliederversammlung am 23. November (20 Uhr) diskutiert werden. Unter anderem wurden Kontakte zur JVA an der Eimterstraße geknüpft. Diese will historische Einrichtungsgegenstände zur authentischen Ausgestaltung der Zellen beisteuern.

Artikel vom 11.11.2004