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Mit Schwung und Schwank dabei


Von Hans-Joachim Chollet
Paderborn (WV). Sage niemand, die Paderborner hätten von Tuten und Blasen keine Ahnung! Die gut gefüllte Paderhalle am Mitwoch Abend und die Begeisterung um das »Canadian Brass«-Quintett bewiesen das Gegenteil.
Das gegen den gewohnten Strich gebürstete Programm begann schon damit, dass die Gäste langsamen Schrittes und mit ebensolchem musikalischen Tempo vom oberen Foyer her die Bühne betraten. Sie hätten zu Anfang ihre erste Zugabe gespielt, verriet Chuck Daellenbach (Tuba), der im »kanadischen Deutsch« die Spielpausen mit Informationen füllte.
Mit einer Toccata von Frescobaldi ging es dann richtig los: Zelebrierte Feierabendstimmung, die im anderstaktigen Mittelteil aufgelöst wurde und durch den Einsatz der Pikkolo-Trompete (Joe Burgstaller) bestaunte Virtuosität erhielt. Raumklang erzeugten die im Publikum verteilten Musiker bei Gabrielis Canzone, Hornist Jeff Nelsen verlieh Mozarts Rondo die typische instrumentale Leichtigkeit, und in Vivaldis »Jahreszeiten« konnte man mit den locker agierenden Gästen - zu ihnen gehörten noch Gene Watts (Zugposaune) und Stuart Laughton (Trompete) - nachempfinden, wie schnell ein Jahr herum ist.
Die musikalischen Fünf deuteten schon in ihrem Outfit an, dass sie mit Schwung und Schwank die Balance zwischen musikalischer Ernsthaftigkeit und komödiantischer Beschwingtheit halten wollten - so auch in der viersätzigen »Santa-Barbara-Serenade« eines kanadischen Komponisten: einmal aggressiv im Ton und forsch im Rhythmus ein Klangbild unserer rastlosen Zeit mit synkopischen Verfärbungen, dann fast andächtig langsam eine Szene mit einem Choral-Zitat (»Nun danket alle Gott«), schließlich ein elegischer Tango und danach ein locker bewältigtes tönendes Hindernisrennen. Komödiantischer Höhepunkt: Bizets hinreißende »Carmen« mit charakterisierenden Accessoires. Stellungswechsel gab es auch bei den »Trois Pieces«, südliches Feuer und Temperament bei Astor Piazolla.
Eine gekonnte Mischung aus Händels »Halleluja« und dem Spiritual »When the Saints« sollte schon die Zugabe sein, aber mit rhythmischem Beifall und stehenden Ovationen »erzwang« das Publikum eine zweimalige Verlängerung des Konzerts.

Artikel vom 13.11.2004