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Diskosound und Zauberklang

»Musical hautnah« begeistert die Besucher im Bünder Stadtgarten

Bünde (öse). Am musikalischen Horizont erscheinen bunte Lichter, Sternschnuppen aus Rhythmus und Melodie fallen hernieder, Sonnenstrahlen, gewebt aus zauberhaften Klängen, nehmen das Publikum gefangen. »Musical hautnah«, am Dienstagabend im Stadtgarten präsentiert, traf ziemlich genau diese Beschreibung.
Komponisten wie Andrew Lloyd Webber, Cole Porter, Elton John, Bernie Andersson oder Björn Ulväus - die beiden Letztgenannten sind die »B's« in ABBA - sprechen in der Welt der Musicals ein mehr als gewichtiges Wort mit, sind seit Jahrzehnten als Felsen in der »Brandung« vieler Musikrichtungen anzusehen. Am Dienstagabend traten die Interpreten Diana Böge, Carina Sandhaus, Andreas Bieber, Kevin Weatherspoon und Jem Brent einen stimmlichen Beweis von hoher Qualität an, zeigten, wie weit der Bogen der Musicalsongs gespannt werden kann.
Mit perfekten Arrangements waren acht Musiker unter der Leitung von Arnim Bartetzky stets zur Stelle, wenn es um die wohl dosierte Begleitung der fünf Akteure ging. Der Dirigent und Moderator Arnim Bartetzky ließ es sich außerdem nicht nehmen, die Lachmuskeln der Zuschauer bei seinen mehr als launigen Ansagen zu reizen.
»Miami Nights« sind heiß und voller Versprechen. Genau wie der Auftritt aller fünf Interpreten, die einen Song aus dem gleichnamigen Musical voller Temperament darboten. Am Broadway in New York steht die Wiege des Musicals; sozusagen »wie neu geboren« fühlten sich die Zuschauer bei einem spritzigen »Guss« aus Broadway-Klängen.
»Gold von den Sternen« ist so edel wie das Timbre von Andy Bieber. Der Song aus »Mozart«, von dem musical-erfahrenen Solisten mit Hingabe interpretiert, beschreibt einen Zwiespalt zwischen Sohn und Eltern. Andrew Lloyd Webber ist wohl der populärste unter den Musical-Komponisten. Deshalb war ein Medley seiner musikalischen Werke auch mit entsprechender Würze versehen .
Pfeffer im Blut verspürten dann nicht nur die Sängerinnen und Sänger: Bei »Mamma Mia«, dem mit ABBA-Songs angereicherten Musical, ließen sich auch die Zuschauer mitreißen, der anschließende Applaus glich einer tosenden Welle. Erfrischend für die Optik auch die kunterbunten Kostüme, dem effektreichen Sound der Siebziger voll angepasst.
»Go the distance« - die voluminöse Stimme von Jem Brent harmonierte vortrefflich zu diesem Song aus »Hercules«. Mehr als »drei Groschen« war er gewiss wert, der Auftritt von Kevin Weatherspoon: Als »Mack the knife (Meckie Messer aus der Dreigroschenoper) stellte er seine Fähigkeiten als Entertainer unter Beweis.
Discosound hatte nach der Pause Hochkonjunktur. Ganz im Look von »Saturday Night Fever« wirbelten die Interpreten über die Bühne, widmeten sich sozusagen mit »Leib, Seele und Stimme« den Kompositionen der Bee Gees (Brothers Gibb). Cole Porter und die Akteure entführten das Publikum dann in die distinguierte und glanzvolle Welt des Swing.
Majestätische Klänge umhüllten das ohnehin schon fürstlich-musikalische Flair im Stadtgarten. Kompositionen von Elton John, stets Garanten für Welthits, hielten mit dem »König der Löwen« Einzug. Das besondere Ambiente auf der Bühne, gepaart mit großartigem Gesang, hielt das Publikum in Atem. Fast nicht endenwollender Applaus war der Lohn.
Nachdem sich »Joseph« alias Andy Bieber nach einem furiosen Medley aus dem gleichnamigen Musical verneigte, lag das Publikum den Darstellern vollends zu Füßen. Stehene Ovationen waren der Grund für Zugaben. So ging dieser fulminante Abend in die Musicalgeschichte von Bünde ein.

Artikel vom 11.11.2004