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Die Stimme der Haller Jugend

Drei neue Ratsmitglieder sind noch unter 30 - Doht als »Shooting-Star«

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Es sind echte Papierberge, die Guido Freitag, Katrin Flöttmann und Bastian Doht in diesen Wochen durcharbeiten müssen. Die Drei sind nicht nur neu im Haller Stadtrat, sondern auch mit Abstand die jüngsten Kommunalpolitiker in Halle.

24, 26 und 28 Jahre - es ist noch längst nicht selbstverständlich, dass echte »Twens« mitentscheiden, wenn es um Weichenstellungen für die Stadt Halle geht. Junge Ratsmitglieder unter 30 waren in den vergangenen Jahren immer die Ausnahme und brauchten eine Weile, bis ihre Wortbeiträge auch ernst genommen wurden. Darüber allerdings machen sich die drei Haller Jungpolitiker keine Gedanken. Katrin Flöttmann (SPD) hat sich als Straßenbauerin bereits in einem echten Männerberuf behauptet. »Mir muss keiner sagen, dass ich den Mund aufmachen soll«, verneint sie jegliche altersbedingte Zurückhaltung, wenn sie ihren ersten Auftritt im Ausschuss für Schule und Sport haben wird.
Bastian Doht kann sich die ohnehin nicht leisten, denn der 28-jährige Student ist nicht nur Neuling, sondern gleichzeitig der »Shooting-Star« der Südtrassenunion (STU). Er ist Vorsitzender des Ausschusses für Jugend und Soziales sowie jeweils Mitglied in den Ausschüssen für Schule und Sport sowie Kultur und Tourismus. Außerdem vertritt er die Stadt im Verwaltungsrat des Krankenhauses. Aufgaben, die ansonsten nur von den »alten Hasen« wahrgenommen werden.
Etwas mehr Zurückhaltung will sich Guido Freitag (24) auferlegen. Er zieht als »Benjamin« der SPD zwar gleich in den Haupt- und Finanzausschuss ein, wird dort nach eigener Einschätzung aber wohl nicht so viel zu Wort kommen. »Immerhin habe ich unsere beiden Meinungsführer noch vor mir sitzen«, spielt er auf seine Mitstreiter Ulrike Sommer (Stadtverbandsvorsitzende) und Wolfgang Bölling (Fraktionsvorsitzender) an.
Vor den sachkundigen Kommentaren aus jungem Munde ist ohnehin viel Arbeit erforderlich. »Wir haben erst einmal alle Protokolle der vergangenen zwei Jahre angefordert«, stöhnt Bastian Doht, der sich ja gleich in mehrere Fachbereiche städtischer Politik einarbeiten muss. Er beklagt allerdings, dass die STU die Protokolle aus nichtöffentlicher Sitzung - auch die aus noch laufenden Verfahren - nicht bekommen hat. »Wie soll man sich da einarbeiten?« Katrin Flöttmann und Guido Freitag haben demgegenüber erhebliche Vorteile, müssen nicht alles lesen, sondern können sich auch in vielen Fragen von ihren »alten Hasen« in der Fraktion informieren lassen.
In einer Frage sind sich Katrin Flöttmann, die dreifache Mutter, und der für die Jugend engagierte Doht über Parteigrenzen hinweg schon einig. Sie würden die Ausschuss- und Ratssitzungen gern etwas besucherfreundlicher und deshalb etwas später ansetzen. Das käme nicht nur vielen Ratsmitgliedern entgegen, sondern könnte mehr Zuhörer in die Sitzungen locken.

Artikel vom 11.11.2004