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Gemeindehaus droht die Schließung

Sogar Abriss empfohlen - Großes Entsetzen in der Kirchengemeinde über Finanznot

Von Dieter Wehbrink
Dielingen (WB). Die Menschen saßen mit versteinerten Gesichtern in den Bänken der vollbesetzten Dielinger Kirche. Sie konnten nicht glauben, welche »Grausamkeiten« sie da von den - unschuldigen - Vertretern des Kirchenkreises zu hören bekamen.

Die Finanzlage des Kirchenkreises - und somit auch die der Kirchengemeinde Dielingen - ist 2005 derart schlecht (siehe Bericht unten), dass geradezu radikale Schritte scheinbar unvermeidlich sind. Im Dielinger Haushalt fehlen 60 384 Euro. Angesichts dieser Tatsache, so wurde am Dienstagabend bekannt, hat der Bauausschuss des Kirchenkreises bereits empfohlen, das Dielinger Gemeindehaus zu schließen, zu verkaufen oder notfalls abzureißen. Der Synodalvorstand des Kirchenkreises befürwortet diese radikale Lösung ebenfalls. Das Gemeindehaus ist stark sanierungsbedürftig. Es benötigt ein neues Dach. Wie der frühere Kirchmeister Fritz Meyer erläuterte, fallen dafür mindestens 165 000 Euro Kosten an. Doch weder die Reparatur, noch die laufenden Unterhaltskosten von jährlich 27 939 Euro können künftig finanziert werden. Selbst, wenn das Gemeindehaus aufgegeben würde, wäre die Finanzlücke noch nicht geschlossen: Auch Einschnitte bei den Personalkosten müssten vorgenommen werden. »Unser 14-köpfiges Presbyterium ist mit dieser Situation völlig überfordert«, räumte Pastor Michael Welters offen ein. »Deshalb veranstalten wir jetzt diese Gemeindeversammlung. Wir brauchen Ihre Mithilfe.« Sein Kollege, Pastor Michael Beening, ergänzte: »Es ist eine sehr bedrückende Situation«.
Eine Lösung gab es am Dienstag natürlich nicht. Die Menschen gingen spürbar betrübt nach Hause. Am 25. November wird es eine zweite Veranstaltung geben. Dann zeichnet sich möglicherweise das weitere Vorgehen ab. Nach dem ersten Schrecken gab es viele konstruktive Nachfragen und Anmerkungen. Würde das Gemeindehaus Dielingen geschlossen, müssten alle dortigen Veranstaltungen in das Gemeindezentrum Haldem verlegt werden. Dort wäre eine kluge Organisation und Einteilung nötig, um der Gemeindearbeit in der bisherigen Fülle Raum zu bieten. »Eine schwierige, aber lösbare Aufgabe«, meinte Pastor Welters.
Eine andere Alternative wäre die Sanierung des Dielinger Hauses in Eigenleistung und durch Spenden. Dann, so machten die Vertreter des Kirchenkreises deutlich, blieben aber immer noch die laufenden Unterhaltungskosten, die auch in den nächsten Jahren aufgrund der prognostizierten Finanzkrise nicht mehr von der Kirche übernommen werden könnten. Ob ein möglicher Trägerverein oder eine Stiftung helfen können, wurde angesichts der gewaltigen Aufgabe kontrovers diskutiert. Fritz Meyer ließ jedenfalls keinen Zweifel daran, dass eine Sanierung des Daches unvermeidlich ist. Der »Kleine Saal« wurde bereits gesperrt: »Dort kamen Akustik-Platten von der Decke.« Der sichtlich bewegte Ex-Kirchmeister vertrat die Ansicht, dass seinerzeit beim Bau des Gemeindehauses in den 70er Jahren Fehler gemacht wurden. Er kritisierte die Architekten und die Bauaufsicht des Kirchenkreises.

Artikel vom 11.11.2004